Am Montag (11.10.) stattete die neugekürte zyprische Parlamentspräsidentin Annita Dimitriou Athen einen offiziellen Besuch ab; sie ist die erste Frau, die dieses Amt im Inselstaat inne hat. In Athen traf sich Dimitriou u. a. mit Premierminister Kyriakos Mitsotakis in dessen Amtssitz, dem Megaron Maximou. Besprochen wurden die Entwicklungen in der Zypernfrage, türkische Provokationen sowie die Gesamtsituation im östlichen Mittelmeer.
Mitsotakis betonte, dass sich Athen weiterhin für eine Beendigung der türkischen Besatzung auf Zypern einsetze. Die griechische Seite bestehe nach wie vor auf einer Lösung der Zypernfrage mit einer „internationalen Identität und einer Staatsbürgerschaft für die Bürger Zyperns“. Damit halte sich Griechenland an diesbezügliche Beschlüsse der Vereinten Nationen.
Seit einer türkischen Invasion auf Zypern im Jahr 1974 ist der Inselstaat in einen türkischsprachigen Nordteil und den griechisch-sprachigen Südteil geteilt. Ankara unterhält im Norden sehr große Truppenkontingente.
Beobachter in Griechenland befürchten in der kommenden Zeit zunehmende Spannung. Man geht davon aus, dass Ankara demnächst die griechisch-französische Reaktionsfähigkeit austesten könnte. Hintergrund ist die Unterzeichnung eines bilateralen Vertrages zwischen Athen und Paris. Darin ist eine gegenseitige militärische Unterstützung vorgesehen, falls sich eines der beiden Länder einer Bedrohung ausgesetzt sieht.
Außerdem hat Athen mit Paris einen milliardenschweren Rüstungsvertrag abgeschlossen, der u. a. die Anschaffung und Kampfflugzeugen und Kriegsschiffen vorsieht.
Vor dem Hintergrund dieser Ereignisse hat Ankara angekündigt, das Forschungsschiff Oruc Reis nördlich vor die Insel Zypern zu entsenden. Eine Verletzung der Hoheitsgewässer des Inselstaates würde auch von Griechenland als Provokation aufgefasst. Hellas ist laut eines Vertrages aus dem Jahre 1959 – neben der Türkei und Großbritannien – eine der drei Garantiemächte auf Zypern. (Griechenland Zeitung / eh)