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Fassaría – φασαρία

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Foto (© Griechenland Zeitung / Jan Hübel). Foto (© Griechenland Zeitung / Jan Hübel).

Es vergeht kaum ein Tag in einem griechischen Haushalt, Büro oder einer Familie, an dem nicht von einer fassaría die Rede ist. Der häufigste Gebrauch ist gewiss im Ausdruck kano fassaría – fassaría machen, wenn man diese nicht machen soll oder einem anderen sagt, dass auch er dies besser unterlasse. Die Bandbreite des Begriffs ist die von (mit der Verneinung mi) „stell dich nicht so an!“ über „er – sie – es hat alles durcheinander gebracht“, „willst du dich vielleicht jetzt mit mir anlegen?“ bis „warum hast du mir das eingebrockt?“


Auch die fassaría ohne kano passt zu vielerlei Gelegenheiten: Von „so ein Mist“ über „Blödsinn, Durcheinander, Aufstand“ bis zum „unnötigen Aufwand“. Interessanterweise gibt die etymologische Herleitung aus dem italienischen fessaría nicht einmal einen Bruchteil für die griechische Bedeutung her. Dort sind wir höchstens auf „Dummheit, Kleinigkeit, Lappalie“ eingeschränkt. Blödsinn hatten immerhin auch wir im Angebot. Auch der lateinische Wortstamm fessus, von dem das ja alles abgeleitet wird, zeigt eher in die Richtung „erschöpft, müde“ wobei das italienische fesso immerhin einen „Dummkopf“ beziehungsweise „blöden Trottel“ bezeichnet. Für die große Beliebtheit im Griechischen scheint im Übrigen noch etwas anderes mitzuschwingen; die „euphonische“ Tatsache, wie gut das Wort „im Mund liegt“ und nach draußen drängt. (Dabei denke ich natürlich an das andere berühmte Wort mit den drei A, mit dem nicht nur die griechische Jugend einen Großteil ihrer Kommunikation bestreitet). Natürlich kann die einfache fassaría noch gesteigert werden zu einer megáli fassaría, dem Totalchaos. Ein fassarías ist in diesem Zusammenhang ein Mensch, der überall Unruhe stiftet und dauernd Blödsinn (da ist es wieder) macht. Der Schwerpunkt liegt dabei aber nicht auf dem Blödsinn, sondern auf dem von dem Blödmann angerichteten Schaden. Bevor Sie nun selbst darangehen, diese Begriffe in ihre tägliche griechische Kommunikation aufzunehmen, hören Sie erst mal zu, wo, wann und wie diese in Gebrauch sind, damit Sie zur Bereicherung Ihrer Unterhaltung beitragen, und nicht einen Rückfall in die Sprachisolation erleben müssen.

Hans Eideneier

 

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