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Nachdem die Zahl der Flüchtlinge in Griechenland Anfang vergangener Woche auf mehr als 50.000 geklettert war, sind die Zahlen seit Mittwoch rückläufig. Nach den offiziellen Angaben der griechischen Regierung wurde die bisherige Höchstzahl von 52.207 Flüchtlingen und Migranten von Montag auf Dienstag erreicht. Bis Mittwochmorgen fiel die Zahl wieder auf 49.085 Personen. 24 Stunden später registrierte die Regierung 48.795 Flüchtlinge. Zudem ist erstmals seit der täglichen Veröffentlichung der Flüchtlingszahlen in der Spalte „Neuankünfte“ am Donnerstag eine glatte Null zu sehen.

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Der Flüchtlingsgipfel am Donnerstag und Freitag in Brüssel brachte Athen auf dem Papier eine gewisse Entlastung – in der Praxis war bisher allerdings noch kaum etwas davon zu spüren. Beim Treffen hatten sich die 28 EU-Staats- und Regierungschefs mit dem türkischen Premierminister Ahmet Davutoglu darauf geeinigt, dass Griechenland ab sofort Flüchtlinge, die illegal über die Ägäis nach Griechenland kommen, in die Türkei zurückschicken kann. Für jene aber, die in Griechenland Asyl beantragen möchten, muss vor allem noch eine entsprechende Infrastruktur ins Leben gerufen werden.

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Die Flüchtlingstragödie hat in den letzten Tagen in Hellas noch schlimmere Dimensionen angenommen als bisher. Am Sonntag befanden sich offiziellen Angaben zufolge mindestens 44.500 Immigranten im Land, weitere 1.255 waren an diesem Tag hinzugekommen. Besonders prekär ist die Lage nach wie vor bei Idomeni an der Grenze zur benachbarten Früheren Jugoslawischen Republik Mazedonien (FYROM).

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Viele der Flüchtlinge, die sich derzeit in Griechenland befinden und auf die Weiterreise in andere europäische Staaten warten, werden für bis zu zwei Jahre in Hellas bleiben, manche auch nur einige Monate. Das erklärte der Koordinator der griechischen Regierung für das Flüchtlingsproblem, Dimitris Vitsas, gegenüber der in London erscheinenden Financial Times.  Einige von ihnen könnten auch ständig in Griechenland angesiedelt werden. 

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Die Lebensbedingungen im Flüchtlingscamp von Idomeni an der nordgriechischen Grenze sind so schlecht, dass bis Freitag nach Angaben griechischer Medien rund 800 Menschen freiwillig in den neuen Auffanglagern in der Umgebung Unterkunft gesucht haben. Andere, die die Hoffnung auf eine Weiterreise nach Mitteleuropa anscheinend noch nicht aufgegeben haben, sollen dort nur übernachten und morgens wieder nach Idomeni gehen. 

Während die ersten Migranten freiwillig gehen, bereiten sich die griechischen Behörden darauf vor, Idomeni zu räumen. Ziel der Regierung ist es, die Menschen in Bussen in die neuen Aufnahmezentren zu bringen, Frauen und Kinder zuerst. Bürgerschutzminister Nikos Toskas sagte am Freitag im Privatsender „Mega“, er gehe davon aus, dass sich die Lage in Idomeni in ein bis zwei Wochen normalisiert haben werde. Einer gewaltsamen Räumung erteilte Toskas eine deutliche Absage. Man müsse den Menschen klarmachen, dass die Balkanroute mit Verantwortung der nördlichen Nachbarn geschlossen worden sei, und sie überzeugen, in eines der nahen Auffanglager zu gehen.
Nach der Schließung der Balkanroute am letzten Mittwoch sitzen in Idomeni mindestens 12.000 Menschen fest, und der Regen hat das Gebiet in der letzten Woche in ein riesiges Schlammfeld verwandelt. Am Donnerstag wurden erstmals Krankheitsfälle in größerer Zahl gemeldet. Mindestens 70 Kinder mit Atemwegsproblemen oder Magen-Darm-Grippe wurden in das Krankenhaus der nahen Bezirkshauptstadt Klikis gebracht. Die Gefahr einer Epidemie bestehe aber nicht, ließ das griechische Seuchenzentrum KEELPNO in diesem Zusammenhang wissen. Auch Gesundheitsminister Andreas Xanthos sagte am Donnerstagnachmittag im griechischen Parlament, dass keine Gefahr für die Volksgesundheit bestehe.
Bis zum Flüchtlingsgipfel am 17. und 18. März will die Regierung bei der Unterbringung der in Griechenland festsitzenden Menschen wenigstens teilweise Erfolge vorweisen können. Momentan hat das Land nach Regierungsangaben Kapazitäten für bis zu 30.000 Flüchtlinge, während rund 42.000 im Lande sind. Weitere 15 Lager mit bis zu 16.000 Plätzen sind in Planung.
Außer in Idomeni ist die Lage auch in Piräus, wo täglich neue Menschen von den Inseln eintreffen, besonders dramatisch. Am Freitag sollen im Hafengebiet rund 3.600 Menschen gewesen sein. Zwar werden ständig Gruppen von Migranten von dort weggebracht, es treffen aber mit jedem Schiff aus der Ostägäis Hunderte von Neuzugängen ein. (Griechenland Zeitung / ak)

Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt Flüchtlinge, die am Donnerstagabend in einem Lager bei Larissa (Mittelgriechenland) einquartiert worden sind. Insgesamt handelt es sich um 450 Menschen, darunter 250 Kinder. Sie wurden mit neun Reisebussen von Idomeni in dieses Lager gebracht.

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