Seit Ende Januar haben sich in der Meeresregion vor Santorini tausende Erdbeben ereignet. Das stärkste davon hat eine Stärke von 5,3 auf der Richterskala erreicht. Namhafte Seismologen sind uneins über die Dauer des Phänomens als auch über die mögliche Stärke, die das zu erwartende Hauptbeben erreichen könnte.
Die Experten Griechenlands vertreten angesichts der zu beobachtenden Erbebenserie auf der beliebten Touristeninsel Santorini unterschiedliche Meinungen. Die meisten rechnen mit einem Hauptbeben, das höchstens die Stärke 6 auf der Richterskala erreichen soll. Dass die beiden Vulkane vor Santorini – Kameni und Kolumbo – durch die Beben aktiviert werden könnten, wird von allen ausgeschlossen. In Alarmbereitschaft bleibt man nach wie vor angesichts möglicher Tsunamis, die von einem größeren Erdbeben in der Ägäis ausgelöst werden könnten.
„Die Natur kann sich rächen“
Der anerkannte Seismologe Akis Tselentis, der in dieser Woche seinen Rücktritt beim Nationalen Komitee zur Bewertung seismischer Risiken erklärt hat, stellte nun in Sozialen Medien klar, dass er eine Evakuierung der Menschen auf Santorini nicht für sinnvoll halte. Jenen aber, die direkt an der Caldera leben, riet er, dass sie sich für eine gewisse Zeit besser ins Innere der Insel zurückziehen sollten. Die Auswirkungen eines möglichen Tsunami hält Tselentis, der sich als früherer Direktor des Geodynamischen Instituts einen Namen gemacht hat, hingegen für minimal. Was die zu erwartende Stärke des noch ausstehenden Hauptbebens betrifft, so nannte er eine Stärke zwischen 6 und 7 auf der Richterskala. Er kritisierte nicht zuletzt, dass in den Medien verschiedene wissenschaftliche Erklärungen veröffentlicht würden, die der „normale Bürger“ nicht verstehen könne. Gleichzeitig bemängelte er das Phänomen einer „Überinformation“ der Bürger.
Außerdem fasste der Wissenschaftler zusammen, dass sich die Natur „rächen kann, wenn wir sie nicht respektieren“. Auf Kritik stieß bei ihm etwa das starke Wachstum im Tourismus, vor allem mit Bauten und „unzähligen“ Swimmingpools am „Abgrund“ der Caldera. Aus mathematischer Sicht, so fährt er fort, werde es „dort, wo es bereits große Erdbeben gegeben hat“, auch wieder größere Erdbeben geben. Er zitiert in diesem Zusammenhang das griechische Sprichwort: „Dort wo es gebebt hat, wird es wieder beben.“
Auswirkungen auf den Tourismus
Eine Antwort auf die Dauer der Erdbebenserie wollte er in seinen Aufführungen nicht nennen, dies sei vom Hauptbeben, von seinem Epizentrum und dessen Stärke, abhängig. Auf jeden Fall, so schätzte er ein, werde dieses Phänomen mehrere Monate andauern und Auswirkungen auf das touristische Produkt haben.
Die Bürger von Santorini forderte er dazu auf, den Anweisungen der Behörden Folge zu leisten. Gegenstände, die sich in höheren Regalen befänden, sollten auf jeden Fall gut gesichert werden. Alles in allem fasste er zusammen: „Ein Erdbeben bringt niemanden um, die Panik und das Unwissen tun es aber.“
Serie von 20.000 Erdbeben
Sein Kollege Dimitris Papanikolaou vertrat im privaten Fernsehsender Action24 die Ansicht, dass die Erdbeben vor Santorini bis Ostern anhalten würden. Außerdem rechne er genauso wie viele seiner Kollegen damit, dass das Hauptbeben eine Stärke von bis zu 6 erreichen werde. Das Phänomen „vulkanischer Erdbeben“ sei bereits vor einem Monat zu Ende gegangen. Die Situation sei in diesem Bereich im Jahr 2011 viel gefährlicher gewesen als jetzt, glaubt dieser Wissenschaftler.
Unterdessen haben sich auch in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag die Erderschütterungen fortgesetzt; bis 7.30 Uhr des Donnerstags (13.2.) wurden 20 gezählt, die stärksten davon haben eine Stärke von 4,2 auf der Richterskala erreicht. Die stärkste Erderschütterung Ende vergangener Woche hatte eine Stärke von 5,3. Seit Ende Januar, so die Erklärung mehrerer Wissenschaftler, hätten sich zwischen Santorini und Amorgos etwa 20.000 Beben ereignet. Die meisten davon seien jedoch mit einer Stärke zwischen 1 und 2 auf der Richterskala, wenn überhaupt, kaum spürbar gewesen. Deutlich mehr als 1.000 erreichten allerdings Werte über 3 Richter.
Um mehr Daten für eine wissenschaftliche Auswertung des Phänomens zu bekommen, wurde in dieser Woche das Forschungsschiff „Ägäis“ in die Region zwischen Santorini und Amorgos entsandt. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)