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In der Sommerfrische

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Das Foto (© Eurokinissi) zeigt den heutigen Koumoundourou-Platz, an den 1841 die Pastorsfamilie Lüth übersiedelte. Heute befinden sich dort, neben der grünen Parkanlage, die Büros der Parlamentspartei SYRIZA. Ganz in der Nähe liegt auch die Redaktion der Griechenland Zeitung. Das Foto (© Eurokinissi) zeigt den heutigen Koumoundourou-Platz, an den 1841 die Pastorsfamilie Lüth übersiedelte. Heute befinden sich dort, neben der grünen Parkanlage, die Büros der Parlamentspartei SYRIZA. Ganz in der Nähe liegt auch die Redaktion der Griechenland Zeitung.

Lüth war von einer Art „Umzugswahn“ besessen. Jedes Jahr zwang er seine Familie umzuziehen, angeblich, weil er alle Stadtviertel von Athen kennenlernen wollte, ohne zu bedenken, was dieser ständige Tapetenwechsel für seine Frau bedeutete. „Mein Gott, es ist furchtbar, ständig umziehen zu müssen!“, klagt sie.

Nach der ungesunden Ermou-Straße zogen die Lüths 1841 an den Platz des Gymnasiums (heute Koumoundourou), in die sogenannte Burg neben dem Anwesen der Doukissa, einem stadtbekannten Original. Sie wohnten dort im ersten Stock, in einer Wohnung mit fünf Zimmern und – wie es damals üblich war – einer Küche im Hof. Im Erdgeschoss lebte der Bildhauer Christian Siegel. 1843 war kurz eine Wohnung an der Odo Voulis an der Reihe, und schließlich zogen die Lüths 1844 ins Haus des bayerischen Hofapothekers Sartori, wo sie am längsten blie¬ben, nämlich bis zu ihrem Wegzug aus Athen 1852. Dieses Gebäude zwischen der Akademias- und der Panepistimiou-Straße steht heute nicht mehr. Der Grundriss – mindestens des Erdgeschosses – ist in der deutschen Übersetzung von Christiane Lüths Tagebuch ins Deut¬sche, welche die Evangelische Kirche Deutscher Sprache in Griechen¬land 2013 herausgegeben hat, publiziert. Durch eine Diele, rechts und links angeschlossen ein Kuh- und ein Pferdestall (Lüths hatten wer¬den Pferde noch Kühe), passierte man eine Glastür und betrat den Privatbereich: Ein Hof, angeschlossen Schlafkammer und Wohnzim¬mer auf der einen Seite, Mägdekammer, Speisekammer und Küche auf der anderen. Den Hof schlossen wieder mehr offizielle Räume ab: Saal, Studierzimmer, Konfirmandenstube, zwei Gästekammern. Zu dieser ständigen Umzieherei kam der ebenfalls jährliche Bezug einer Sommerfrische, wenn Hitze und Staub in der Stadt schier unerträglich waren. Häufig besuchten die Lüths das bei den Athe¬nern wegen der guten Luft und der kalten Quelle beliebte ehemalige Kloster Kesariani (Abb. 26; S. 116) am Hymettos, das in einer schatti¬gen Schlucht auf halbem Weg zum Gipfel des Berges liegt. Kesariani galt als eine Art Luftkurort; besonders kranke Kinder wurden gerne dort hinaufgebracht. Zudem galt die Quelle als wundertätig, was aber Christiane als zünftiger Protestantin nur einen zynischen Kommen¬tar entlocken konnte.

Auszug aus derm GZ-Buch „Neue Heimat Griechenland

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