Wer sich mit Verwandtschaftsbezeichnungen beschäftigt, wird den sprachwissenschaftlichen Begriff „mit kosender Doppelung“ begrüßen. Kommt er doch zur Geltung nicht nur bei Mama (μαμά), Papa (μπαμπάς), Jajá (γιαγιά) – Oma, Pappoús (παππούς) – Opa, sondern auch bei Tante, die zwar von französisch tante kommt, letztlich aber als ante aus lateinisch amita abzuleiten ist.
Diese wiederum ist doch tatsächlich auf altgriechisch ammá (αμμά) zurückzuführen. Ammá war im Altgriechischen aber als Mutter – selten – in Gebrauch, und die Tante selbst wurde tethís (τηθίς) genannt. Womit wir wieder bei der kosenden Doppelung gelandet sind. Denn wenn diese wegfällt und wir uns unkosend mit dem Stamm thi(s) begnügen, kommen wir ganz schnell zur neugriechischen Tante, der (θεία). Da aber erst der neugriechische Onkel thios (θείος) heißt, und im Altgriechischen noch pátros (πἀτρως) und dergleichen üblich war, stellen wir fest, dass die Tante thia zum Onkel thios geführt hat, und nicht umgekehrt. Dieser wiederum hat es zu italienisch zio gebracht, um das lateinische avunculus, dem „kleinen avus – Opa“, abzulösen. Genau dieser avunculus machte allerdings Karriere im Französischen als oncle, hinter dem ja unschwer unser Onkel zu erkennen ist. Ein besonders schöner Fall von „kosender Doppelung“ ist auch der des Schwippschwagers. Handelt es sich hierbei ja um zwei Schwäger, die zwei Schwestern geheiratet haben, das heißt hin und her geschwankt oder geschwappt sind, als ob sie einen Schwips gehabt hätten. Die Griechen haben dafür in der Umgangssprache ein türkisches Fremdwort in Gebrauch, den bacanakis (μπατζανάκης). Klingt ja auch „kosend“. Die mehr offizielle griechische Bezeichnung für diesen „schiefen“ Schwager ist übrigens sígambros (σύγαμπρος). Doch zu gambrós und seinem Pendant nífi (νύφη) müssen wir ein andermal reden, zumal sie ja auch keinerlei „kosende Doppelung“ aufweisen. (Griechenland Zeitung / Hans Eideneiere)