Vor allem in katholischen Gegenden Deutschlands (und Österreichs) ist es bis heute üblich, freitags Fisch zu essen. Im Billigmittagessenschnellrestaurant in Köln kommt nun am einen Freitag Seelachs und am nächsten Pangasius auf den Tisch. Paniert, regelmäßig und schmackhaft. Nun hat der Seelachs (Pollachius vivens), auch als Köhler bekannt, mit dem Lachs (Salmo) so viel zu tun wie der Salonlöwe mit dem Löwen.
Wenn man ihn einfärbt, ist der Lachsersatz komplett. Auch beim „echten“ Lachs handelt es sich heutzutage fast ausschließlich um aus Skandinavien stammende Zuchtformen. Und der Pangasius ist gar kein Meeresfisch, sondern eine Welsart, stammt aus dem Mekong-Delta und wird dort massenweise gezüchtet. Hiermit haben wir allerdings auch bereits die Sparte Meeresfische verlassen und sind in den Süßwasserbereich gelangt. Vor allem die Forelle (pestrofa) und der Karpfen (kyprinos) sind zwar auch in Griechenland auf dem Markt bzw. auf der Speisekarte zu finden, doch sind sie eher von regionaler Bedeutung. Den tollen Hecht, den wir vor allem im Süßwasserkarpfenteich ansiedeln und fangen, treibt im Griechischen als turna in Seen sein Unwesen, während der Meerhecht als lútsos im Fischladen landet. Doch bevor wir uns der Sparte Meeresfrüchte bzw. Thalassiná widmen, müssen noch ein paar Begriffe geklärt werden. Wie auch noch heute in allen Mittelmeeranrainern erfreuten sich auch schon im Altertum kleine Fische als mäsäs größter Beliebtheit. Nun ist mäsäs aus dem Türkischen ins Griechische gekommen, die alten Griechen benutzten dafür den Sammelbegriff ópson. In hellenistischer Zeit, als für sehr viele Wörter des täglichen Gebrauchs die Verkleinerungsform in Mode kam, wurde aus ópson ein opsárin. Wenn Sie in diesem opsárin das heutige Wort für Fisch: psári zu erkennen meinen, so liegen Sie natürlich völlig richtig. Die populären Fisch-87 mäsädes der Zeit haben schon um die Zeit um Christi Geburt den altgriechischen Oberbegriff für Fisch – ichthys – ersetzt. Dass die frühen Christen dieses Wort als Akronym aus Iesus Christos Theou Yios Soter – Jesus Christus Gottes Sohn Heiland – als bekennendes Fischsymbol gleichsam als Markenzeichen in Gebrauch hatten, sollte bei diesem Wortwechsel angeblich eine Rolle gespielt haben: Im profanen Gebrauch sollte das Heilandssymbol nicht mehr benutzt werden. Die se Überlegungen konnte ich in meiner zugegebenermaßen recht wenig beachteten, völlig korrekt erstellten Münchner Doktorarbeit bereits 1966 allein durch den zeitlichen Ansatz widerlegen: opsária hatten sich schon längst vor den ersten Christen durchgesetzt. Letzte gelehrtensprachliche Spuren der alten Bezeichnung sehen Sie noch auf dem Schild über Ihrem Fischladen: Ichthyopoleion. Und wenn man’s Ihnen nicht gesagt hätte, hätten Sie’s schon gerochen.
Aus dem GZ-Buch: „Salz in der Soupa. Griechisch-Deutsche Sprachfindigkeiten II“