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Griechenlands Behörden suchen nach Verbindungen zwischen Terrorgruppen

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Unser Archivfoto (© Eurokinissi) entstand während der Verhaftung von Nikos Romanos im Jahr 2013. Unser Archivfoto (© Eurokinissi) entstand während der Verhaftung von Nikos Romanos im Jahr 2013.

Die griechische Polizei ist darum bemüht bestehende Verbindungen zwischen unterschiedlichen terroristischen Gruppierungen des Landes zu ermitteln. In dieser Woche wurde ein junger Mann festgenommen, dem in der Vergangenheit Mitgliedschaft in einer Terrorgruppe vorgeworfen, jedoch nicht bewiesen werden konnte.

Die Antiterroreinheit der Polizei ist nach einer Explosion im Athener Stadtteil Ambelokipi, die sich Ende Oktober ereignet hatte, auf zahlreiche Spuren gestoßen, die ihre Ermittlungen voranbringen. Am Dienstag (19.11.) wurde ein 31-jähriger Mann der Staatsanwaltschaft vorgeführt; dessen Fingerabdrücke waren auf einer Pistole festgestellt worden, die in jener Wohnung gefunden wurde, wo sich die Detonation ereignet hatte. Am Freitag soll er seine Aussage zu Protokoll geben.

Hintergrund der Explosion
Bei der Explosion handelt es sich offenbar um einen Unfall. Unkontrolliert detonierte ein Sprengsatz, als versucht wurde, diesen in einem Rucksack zu packen. Ein Mann, der mit diesem Unterfangen beschäftigt war, verlor dabei sein Leben, eine Frau wurde schwer verletzt. Zwei weitere Personen wurden unter dem Verdacht, Mitglied in einer terroristischen Organisation zu sein, festgenommen. Die Behörden gehen davon aus, dass am gleichen Abend ein terroristischer Anschlag geplant war, der vermutlich ganz in der Nähe dieser Wohnung durchgeführt werden sollte.

Zwei Jugendfreunde
Der 31-Jährige, der am Dienstag festgenommen wurde, ist sowohl den Behörden als auch großen Teilen der griechischen Öffentlichkeit gut bekannt. Es handelt sich um Nikos Romanos. Dessen Freund Alexandros Grigoropoulos war am 6. Dezember 2008, vor den Augen von Romanos, der an diesem Tag seinen Namenstag gefeiert hatte, durch einen Schuss aus einer Polizeiwaffe zu Tode gekommen. Die beiden waren damals 15 Jahre alt. Nach diesem Vorfall kam es zu mehrtägigen Ausschreitungen in Athen und anderen großen Städten des Landes, die auch in zahlreichen Auslandsmedien reflektiert wurden. Seither wird jährlich am 6. Dezember mit Demonstrationen der Ermordung von Grigoropoupolos gedacht.
Zahlreiche Beobachter meinen, dass diese traumatische Erfahrung von damals der Ausgangspunkt dafür gewesen sein dürfte, dass Romanos in Kontakt zur terroristischen Szene kam. Im Jahre 2013 wurde er zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Vorgeworfen hatte man ihm einen bewaffneten Banküberfall in der nordgriechischen Stadt Velvedo sowie die Verursachung einer Explosion an einem Pkw eines damaligen Ministers. Die vermutete Verbindung zur Terrorgruppe „Bande der Feuerherde“ konnte jedoch vor Gericht nicht bewiesen werden. 2019 kam der Verurteilte unter Auflagen auf freien Fuß.

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Solidaritäts-Kundgebung für den damals im Hungerstreik befindlichen Nikos Romanos

„Politische Entscheidung“
Während seiner Inhaftierung fiel Romanos durch Zielstrebigkeit auf. Er beendete aus dem Gefängnis heraus die Schule und begann ein Studium an einer technischen Hochschule. Um durchzusetzen, dass er den Lehrbetrieb verfolgen konnte, war er für mehr als 30 Tage in einen Hungerstreik getreten; die Ärzte hatten damals ausdrücklich vor negativen Folgen für seine Gesundheit gewarnt.
Noch aus dem Gefängnis heraus hatte der junge Mann auch politische Statements abgegeben. So hatte er sich über die Freilassung jenes Polizisten geäußert, der den tödlichen Schuss auf seinen Freund Grigoropoulos abgefeuert hatte. Dass dieser nur eine Haftstrafe von 13 Jahren verbüße, sei „provokativ“, kommentierte Romanos. Als Hintergrund dafür sah er politische Entscheidungen. In einem Schreiben wies er darauf hin, dass die gegen ihn verhängte Haftstrafe höher sei als jene, die für die Ermordung von Grigoropoulos verhängt worden sei. Romanos sprach in diesem Zusammenhang sogar von „staatlichem Mord“.
Die Polizei erhofft sich nun, durch Hinweise von Romanos ein klareres Bild über Griechenlands Terrorszene zu erhalten. Nach Ansicht der Ermittler könnte man eventuell eine Verbindung zwischen der „Bande der Feuerherde“ und neuen terroristischen Gruppierungen herstellen. (Griechenland Zeitung / eh)

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