Am Freitag (8.11.) ist es zu einem Treffen der Chefdiplomaten Griechenlands und der Türkei gekommen. Erklärtes Ziel war es, „aktuelle Probleme zu lösen“, um „Spannungen abzubauen“. Mit einem „sofortigen und offenen Dialog“ könnten Eskalationen vermieden werden, so das Fazit. Seitens der Opposition hagelte es Kritik.
„Unser Ziel ist es, die beiden Völker einander näher zu bringen.“ Mit diesen Worten umriss Außenminister Jorgos Gerapetritis ein zweistündiges Treffen mit seinem türkischen Amtskollegen Hakan Fidan, das am Freitag (8.11.) in Athen durchgeführt wurde. Ziel sei es außerdem gewesen, „aktuelle Probleme zu lösen“. Es gehe darum, auf diesem Wege „Spannungen abzubauen, um gefährliche Situationen zu verhindern“, fügte der Chefdiplomat hinzu. Dabei stünden die Themenkomplexe „politischer Dialog“, „positive Agenda“ und „Maßnahmen zum Aufbau des bilateralen Vertrauens“ im Mittelpunkt. Außerdem sei vereinbart worden, künftige Treffen zwischen dem griechischen Premierminister Kyriakos Mitsotakis und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan vorzubereiten.
Gerapetritis und Fidan
Keine „magischen Lösungen“
Gerapetritis verwies darauf, dass sich Mitsotakis und Erdogan innerhalb von 16 Monaten mindestens sechs Mal getroffen hätten. Außerdem seien zwei Gesprächsrunden des politischen Dialogs und weitere Begegnungen durchgeführt worden. Bereits am 2. und 3. Dezember sollen weitere Unterredungen zu einer „positiven Agenda“ beitragen.
In seiner Rede stellte der Minister klar, dass man nicht erwarten könne, dass „Probleme in den Beziehungen beider Länder magisch durch den Dialog gelöst“ würden. In „schwierigen Momenten“ habe aber „ein sofortiger und offener Dialog“ eine mögliche Eskalierung verhindert. Weiterhin stellte Gerapetritis fest, dass es ein Ziel Athens und Ankaras sei, den bilateralen Handel auf zehn Milliarden Dollar zu erhöhen. Außerdem werde Hellas weiterhin die EU-Perspektive der Türkei unterstützen. Die in beiden Ländern lebenden Minderheiten beschrieb der Minister als „Freundschaftsbrücken“. Besprochen und evaluiert wurden außerdem die Voraussetzungen für den Start eines Gesprächs über die Festlegungen der Ausschließlichen Wirtschaftszonen in der Ägäis.
„Richtige Problemdiagnose“
Fidan sprach seinerseits davon, dass man „realistisch“ bleiben und eine „richtige Diagnose der Probleme“ stellen müsse. In einem Interview gegenüber der türkischen Zeitung Milliyet resümierte er, dass das jüngste Treffen „gut verlaufen“ sei. Er erinnerte daran, dass Griechenland und die Türkei „Nachbarn und Alliierte“ sind. Der Aufbau der bilateralen Beziehungen sei zu Gunsten beider Bevölkerungen.
Auch Gerapetritis meldete sich in den Medien zu Wort. In einem Interview gegenüber dem staatlichen Fernsehsender ERT betonte er, dass es kein Thema einer „gemeinsamen Verwaltung“ in der Ägäis gebe, wie es von Skeptikern ausgedrückt worden war. Einigen könne man sich mit Ankara etwa in den Bereichen Wirtschaft, Bildung, Tourismus, Flüchtlinge und Bürgerschutz.
Im Außenministerium
Dialog „ohne Illusionen“
Nach dem Treffen hagelte es trotz dieser erklärenden Worte Kritik seitens der griechischen Oppositionsparteien. So etwa warf das Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA) der Regierung vor, die bilateralen Beziehungen zur Türkei „ohne strategischen Plan“ zu behandeln. Aus den Reihen der sozialistischen PASOK stellte Parteichef Nikos Androulakis fest, dass er zwar „einen Dialog mit der Türkei“ befürworte, dabei dürfe man sich aber „keinen Illusionen hingeben“. Die kommunistische KKE brachte die Befürchtung zum Ausdruck, dass es zu einer Art Co-Verwaltung in der Ägäis und im Östlichen Mittelmeer kommen könnte. Die faschistische Spartiates fassten zusammen: „Die Freiheit, Souveränität und Einheit unserer Nation sind unverhandelbare Werte.“ Der Vorsitzende der rechtspopulistischen Griechischen Lösung Kyriakos Velopoulos forderte Gerapetritis gar dazu auf, Fidan „in die Tiefe Anatoliens zu schicken, wo er hingehört“. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)