Login RSS

Thema Jugendgewalt rückt in Griechenland stärker in den Fokus Tagesthema

  • geschrieben von 
Archivfotos (© Eurokinissi) Archivfotos (© Eurokinissi)

„Das Thema der Jugendkriminalität hat uns alle sehr beschäftigt.“ Das stellte Premierminister Kyriakos Mitsotakis am Montag (30.9.) im Rahmen einer Sitzung seines Ministerrates fest. Es sei nicht das erste Mal, dass die Kabinettsmitglieder darüber diskutierten, doch mit dem Beginn des neuen Schuljahres rücke dieses Thema wieder stärker in den Fokus, so der Regierungschef.

In diesem Rahmen stellte er eine neue App unter dem Namen „Safe Youth“ vor, die dem „Panic Button“ gegen familiäre Gewalt ähneln und demnächst auch offiziell präsentiert werden soll.
Dabei erklärte der Regierungschef, dass das Ministerium für Justiz Strafen für Waffenbesitz vor allem bei Jugendlichen verschärfen werde. Wiederholungstäter könnten dabei sogar hinter Gitter kommen, hob der Premierminister hervor.
Er fügte hinzu, dass es sich um ein „äußerst komplexes Thema“ handle und dass der Staat die Familie als Erzieher nicht ersetzen könne.
Besonders besorgt zeigte er sich darüber, dass die digitale Gewalt mit der echten Gewalt in Verbindung stünde: „Das Mobbing hat mittlerweile auch einen deutlichen digitalen Abdruck.“ Dabei sprach Mitsotakis sowohl von einer „internationalen Krise“ als auch von einer europäischen Lösung, um das Problem von der Wurzel her zu bekämpfen.

241001 Jugendgewalt 3 SMALL

Ein Schulhof

Einer Studie zufolge, die beim Fernsehsender ANT1 veröffentlicht wurde, wurden im laufenden Jahr bisher 7.180 Fälle von Jugendkriminalität und 8.798 minderjährige Täter registriert. 2023 war die Rede noch von 4.875 Fällen und 6.157 Jugendlichen Tätern.
In einem Interview gegenüber dem Fernsehsender SKAI stellte Bürgerschutzminister Michalis Chryssochoidis fest, dass die Vorfälle der Jugendgewalt zurückgegangen seien; die Verhaftungen von Minderjährigen hätten gleichzeitig um fast 50 Prozent zugenommen. Er vertrat die Ansicht, dass es sich nicht um eine Frage für die Polizei, sondern für die Gesellschaft handle. Dabei bedauerte Chryssochoidis auch, dass viele Eltern stolz auf ihre Kinder seien, wenn sie ein derartiges Verhalten unter Beweis stellen würden.
Regierungssprecher Pavlos Marinakis fügte in einem Radiointerview hinzu, dass es in Griechenland eine neue „Kultur in den Schulen gibt“, wonach etwa die Nutzung von Mobiltelefonen untersagt ist. Auch beschreibt er die Plattform „Stop Bullying“, wo mittlerweile 320 Mobbing-Vorfälle registriert worden seien.

241001 Jugendgewalt 2 SMALL

Vor dem Unterricht

Die Runde durch die Medien macht unterdessen die Misshandlung einer 14-Jährigen. Als mutmaßliche Täterinnen wurden zwei weitere 14-Jährige und eine 16-Jährige ausgemacht. Diese zeigen offenbar keine Reue; in den Sozialen Medien habe eine der Täterinnen nach der Tat damit gedroht, die 14-Jährige umzubringen. „Sie wird sterben“ und „bereitet ihre Beerdigung vor“, soll sie formuliert haben. Nun bahnt sich eine regelrechte Vendetta an: Nach diesem Vorfall haben sich weitere Jugendliche in den Sozialen Medien zusammengefunden, um die Täterinnen zu attackieren. Kommentatoren sprechen mittlerweile von einem „Krieg in den Sozialen Medien“. Auch die Bezeichnung „minderjährige Mitglieder einer Bürgerwehr“ war zu hören.
Die Pressesprecherin der griechischen Polizei Konstantia Dimoglidou erklärte, dass viele Jugendliche noch nicht verstanden hätten, „wo ihre Freiheit aufhört und die Freiheit der Anderen beginnt.“ Sie fügte hinzu, dass in vielen Fällen auch die jeweiligen Eltern zu Rechenschaft gezogen werden.
Unterdessen wurde in Alexandroupolis im Nordosten Griechenlands ein fünfjähriger Junge von Gleichaltrigen in einem Kindergarten vergewaltigt. Die Eltern der beiden Täter als auch zwei Kindergärtnerinnen mussten ihre Aussage zu Protokoll geben. Die Rechtsanwältin der Familie des Opfers erklärte, dass es keinen gesetzlichen Rahmen für das Kleinkindalter gebe. Dabei betonte sie, dass Kinder in diesem Alter nachahmen; sie dürften ähnliche Zustände gesehen oder selbst erlebt haben, so die Rechtsanwältin. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)

Nach oben

 Warenkorb