Login RSS

Erpresser-Ring in Athen ausgehoben: Auch Beamte sollen beteiligt sein Tagesthema

  • geschrieben von 
Archivfoto (© Eurokinissi) Archivfoto (© Eurokinissi)

Vor der Staatsanwaltschaft muss in dieser Woche die Mehrheit von 14 Verdächtigen ihre Aussagen zu Protokoll geben. Ihnen wird vorgeworfen, Geschäftsinhaber – vor allem in Athen – erpresst zu haben. Im Gegenzug hätten die Opfer die Zusage bekommen, dass Probleme mit Behörden aus dem Weg geräumt würden.

Das betrifft etwa die Streichung von Strafgeldern und anderes mehr. Angesichts der Beweis- und Indizienlage geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass es sich um eine kriminelle Organisation handeln dürfte. In den griechischen Medien ist die Rede von mafiaartigen Strukturen. Drahtzieherin sei eine 43-jährige Frau aus der Hafenstadt Patras. Diese habe bereits 2009 versucht, eine Immobilie der Bank von Griechenland widerrechtlich zu verkaufen. Ein Jahr später wurde ihr Medienberichten zufolge vorgeworfen, hohe Summen eines Versicherungsbüros unterschlagen zu haben, in dem sie damals beschäftigt war.
Zu den Mitgliedern der mutmaßlichen Bande zählen Beamte der Athener Stadtpolizei, der Regionalverwaltung Attikas sowie des Kulturministeriums. Daraufhin ließ Kulturministerin Lina Mendoni wissen, dass die Ministeriumsangestellte, denen vorgeworfen wird, sich an diesem Ring beteiligt zu haben, vorläufig suspendiert werden. Man werde keinerlei Toleranz zeigen.
Griechischen Presseinformationen zufolge sollen – abgesehen von den 14 Verhafteten – mindestens 23 Verdächtige in den Fall verwickelt sein. Bisher sollen sich die Gewinne der Bande auf vermutlich 700.000 Euro pro Jahr belaufen. Für ihre Beteiligung seien Angestellte der Stadtpolizei bzw. des Ordnungsamtes pro Geschäft und pro Jahr mit Geldsummen zwischen 3.000 und 6.000 Euro entschädigt worden, die Mitarbeiter des Kulturministeriums hätten sogar zwischen 6.000 und 10.000 Euro pro Fall einkassiert.
Der Bürgermeister der Stadt Athen, Charis Doukas, sprach sogar von 47 Fällen, die diese Affäre betreffen. Man werde dem nachgehen, versprach das Stadtoberhaupt. Während die Behörden vorerst den Zeitraum ab Anfang 2023 unter die Lupe nehmen, erklären Augenzeugen, dass diese Bande bereits seit mehreren Jahren aktiv gewesen sei. Der Gouverneur von Attika Nikos Chardalias will nun Veränderungen in den Strukturen der Gesundheitskontrolldienste durchsetzen – auch dort wurden verdächtige Mitarbeiter verhaftet.
Die Partei Neue Linke, die als Fraktion im Parlament vertreten ist, veröffentlichte einen Bericht, wonach auch hochrangige Mitglieder der sozialistischen Partei PASOK in diesem Ring involviert gewesen sein sollen. Darin kommt zum Ausdruck, dass einige der Verdächtigen u. a. in Ausschüssen des Kulturministeriums tätig gewesen sein sollen. Einer der „PASOK-Leute“ in dieser Bande sei bis vor Kurzem sogar Mitglied des Politischen Rates dieser Partei gewesen; die zweite Person soll sogar den Posten des stellvertretenden Kulturverantwortlichen im Schattenkabinett der PASOK innegehabt haben. Die Mitglieder der Neue Linken werfen Kulturministerin Mendoni sogar vor, diese beiden Angestellten persönlich eingestellt zu haben. Außerdem müssten diese sich bereits wegen einer weiteren Affäre juristisch verantworten, dabei gehe es um Fälschungen, die Kredite betreffen. Die beiden seien inzwischen aus den Reihen der PASOK ausgeschlossen worden. – Die Sozialisten dominierten die politischen Entwicklungen Griechenlands seit 1981 über lange Zeiträume als Regierungspartei, derzeit sind sie die drittstärkste Parlamentspartei. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)

Nach oben

 Warenkorb