Die bilateralen Beziehungen zwischen Griechenland und Großbritannien müssen gepflegt werden. Darin sind sich am Dienstag (28.11.) die beiden Außenminister Jorgos Gerapetritis und David Cameron einig gewesen. Getroffen hatten sich die beiden im Rahmen eines Gipfeltreffens der NATO-Außenminister.
Diplomatischer Affront
Hintergrund für die Unterredung war ein gegen Athen gerichteter diplomatischer Affront. Der britische Regierungschef Rishi Sunak hatte Anfang der Woche kurzfristig ein Treffen mit seinem griechischen Amtskollegen Kyriakos Mitsotakis abgesagt, als sich dieser bereits in London aufhielt.
Kurz zuvor hatte Mitsotakis während eines Interviews gegenüber BBC erneut für die Rückkehr der Parthenon-Skulpturen nach Griechenland plädiert; im Gespräch zeigte er sich zudem optimistisch, dass dies noch während seiner Legislaturperiode in den kommenden vier Jahren passieren werde.
Ein Vertreter der Leitung des British Museum, wo die antiken Skulpturen seit mehr als 200 Jahren untergebracht sind, erklärte in einem Interview gegenüber der griechischen Tageszeitung „Ta Nea“, dass die Gespräche mit Athen in dieser Frage nach wie vor konstruktiv seien. Nach wie vor könne sich das Museum eine Art Leihgabe an Athen vorstellen.
Populäre Fürsprecherinnen
Die Schriftstellerin Victoria Hislop stellte ihrerseits in einem Radiointerview fest, dass viele Briten die Meinung vertreten, dass solche Artefakte in ihre Heimat zurückkehren müssten. Die Haltung von Sunak sei falsch und unfreundlich, so Hislop. Auch die griechisch-kanadische Schauspielerin Nia Vardalos bezog Stellung zu dem Thema und plädierte für die Rückkehrer „unserer gestohlenen Skulpturen“. Die Zeitung „Proto Thema“ machte in einem Beitrag darauf aufmerksam, dass der damalige britische Diplomat in Athen Lord Elgin zwischen 1801 und 1810 insgesamt 253 antike Artefakte aus Griechenland mitgenommen habe. Darunter seien die Skulpturen aus dem Athener Parthenon, aber auch Artefakte aus Ägina, Elefsina, Delfi, Nemea, Mykene und Tiryntha. Der Transport von Antiquitäten aus dem antiken Olympia habe sich demnach finanziell nicht gelohnt, so „Proto Thema“, dadurch blieb der Ort von Elgin verschont. Auch der Transport des Löwentors von Mykene wäre zu schwer gewesen, heißt es in diesem Bericht weiter.
Griechenland bemüht sich seit 1980 mit der damaligen Kulturministerin und bekannten Schauspielerin Melina Mercouri (1920-1994), die Marmorskulpturen zu repatriieren. In einem weiteren Bericht von „Proto Thema“ wird darauf verwiesen, dass u. a. auch Länder wie Indien, China, Ägypten, Benin und Nigeria antike Artefakte zurückfordern. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)