Angesichts der griechischen Forderungen nach Repatriierung des Parthenon-Frieses aus Großbritannien kam es am Montag (27.11.) zwischen beiden Seiten zu diplomatischen Spannungen. Ein für Dienstag in London geplantes Treffen zwischen dem griechischen Premierminister Kyriakos Mitsotakis und seinem Amtskollegen Rishi Sunak wurde kurzfristig abgesagt.
Zuvor hatte Mitsotakis in einem Interview gegenüber BBC erklärt: „Es wäre am besten, wenn die Parthenon-Skulpturen im Akropolis Museum ausgestellt werden.“ Dieses sei „hochmodern“ und extra für die Rückkehr der Skulpturen bestimmt worden. Außerdem seien diese Kunstwerke gestohlen worden. Die Frage sei nicht, wer ihr Besitzer sei, sondern wie sie in ihre Heimat zurückkehren. Die nach Lord Elgin (1766-1841) benannten „Elgin Marbles“ waren 1801 unter dessen Anleitung aus dem Parthenon-Fries herausgebrochen, nach Großbritannien verschifft und einige Jahre später an das British Museum verkauft worden. Im Gespräch mit BBC hatte der griechische Premier seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass diese antiken Artefakte noch während seiner neuen Legislaturperiode – im Juni dieses Jahres hatte er die Parlamentswahlen mit 40,56 Prozent der Stimmen gewonnen – nach Hellas zurückkehren würden. Dass diese nach wie vor in London ausgestellt würden, sei so, als würde man die Mona Lisa teilen und die ein Hälfte im Pariser Louvre und die andere im British Museum zeigen.
Die plötzliche Absage des geplanten Treffens mit Sunak kommentierte Mitsotakis mit der Einschätzung, dass jemand, der an die Richtigkeit seiner Positionen glaube, vor anderslautenden Argumenten keine Angst haben müsse. Außerdem stellte er klar, dass er lediglich die bekannten und unverrückbaren Positionen seines Landes wiederholt habe. Aus dem Umfeld des griechischen Premiers hieß es, dass das Problem nicht die Regierung in London, sondern das British Museum betreffe. Die kurzfristige Stornierung der geplanten Unterredung mit Sunak sei „politisch unhöflich“.
Am Montag hatte Mitsotakis – der sich bereits seit Sonntag in London aufhielt – den Labour-Vorsitzenden Keir Starmer getroffen; die Partei des Oppositionsführers ist Umfragen zufolge deutlich im Aufwind und macht den Konservativen unter Sunak schwer zu schaffen. Außerdem trat der Gast aus Athen am Montag dort bei einem Griechischen Investitionskongress auf, der gemeinsam von Morgan Stanley und der Athener Börse organisiert worden war. (Griechenland Zeitung / Jan Hübel)