Alexis Tsipras, Vorsitzender des Bündnisses der Radikalen Linken (SYRIZA) und ehemaliger Ministerpräsident (2015-2019), ist von seinem Posten zurückgetreten. Außerdem wird er nicht mehr für den Vorsitz der Partei kandidieren. Diese Entscheidung gab der Linkspolitiker nach einer Sitzung des Exekutivkomitees seiner Partei am Donnerstag (29.6.) bekannt.
Er unterstrich, dass er als Kandidat bei den bevorstehenden Parteiwahlen nicht mehr zur Verfügung stehen werde. Er werde allerdings anwesend sein und habe völliges Vertrauen, was das Potential der Partei an fähigen Funktionären betreffe.
Im Rahmen einer Rede stellte er fest, dass es im Leben Momente gebe, in denen man wichtige Entscheidungen treffen müsse. Ein solcher Moment sei nun für ihn und für die Partei gekommen. Gleichzeitig machte er deutlich, dass er sich diesen Schritt reiflich überlegt habe. Ziele sei eine Erneuerung von SYRIZA, wobei man die Zeichen der Zeit richtig deuten und auf alle Herausforderungen entsprechend reagieren müsse.
Er wies darauf hin, dass er die Parteiführung im Alter von 34 Jahren übernommen hatte. Gemeinsam mit seinen Genossen habe er eine „Reise“ unternommen, „die oft gefährlich war“. Diese einstige Kleinpartei habe sich schließlich zur ersten linken Partei Europas entwickelt, die in einem EU-Land die Regierungsgeschäfte übernahm. Er selbst sei der erste linke Ministerpräsident Europas gewesen.
Hintergrund für seinen nun erfolgten Rücktritt ist das schlechte Ergebnis, das SYRIZA bei den Parlamentswahlen am 25. Juni eingefahren hatte. Das Bündnis erhielt knapp 18 Prozent der Stimmen, während die konservative Nea Dimokratia mit fast 41 Prozent das Rennen für sich entscheiden konnte. Anfang dieser Woche konnte der konservative Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis eine eigenständige Regierung bilden.
(©Jan Hübel / Griechenland Zeitung)