Das Bildungsministerium will demnächst eine Gesetzesnovelle für die Hochschulbildung durch das Parlament bringen. Wie es heißt, sollen dadurch die griechischen Universitäten „aufgewertet“ werden. Die Opposition spricht von einer „Attacke gegen die Demokratie und die öffentliche Bildung“.
In Griechenland ist eine heftige Debatte über die Rolle und die Freiheit der staatlichen Universitäten ausgebrochen. Hintergrund ist eine aktuelle Gesetzesnovelle der konservativen Regierung der Nea Dimokratia. Bildungsministerin Niki Kerameos erklärte im Parlament, dass man mit den anvisierten Regelungen „die akademische Freiheit verteidigen“ möchte. Sie führte ins Feld, dass etwa 30 Prozent der Stundeten in Griechenland niemals einen Abschluss erwerben würden. Schulabsolventen mit schlechten Noten sollen künftig keinen Studienplatz mehr bekommen. Vor allem sollen die Hochschulen künftig selbst entscheiden können, welche Studenten sie aufnehmen und welche nicht, so die Ministerin.
Viele Studenten, wenig Absolventen
Kerameos machte in ihrer Rede darauf aufmerksam, dass Hellas einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Studenten habe: 7,14 % der Bevölkerung seien an einer „universitären Einrichtung“ eingeschrieben; der EU-Durchschnitt liege bei 3,9 %. Leider würden von den gemeldeten Studiosi jährlich aber nur 9,17 % einen Hochschulabschluss erhalten; in der EU liege diese Rate im Durchschnitt bei 24 %.
Die Bildungsministerin vertrat auch die Auffassung, dass es besser für viele junge Menschen sei, eine Berufsausbildung zu absolvieren, um später bessere Chancen in die Arbeitswelt zu haben.
Was die geplante Einstellung von etwa 1.000 Polizisten für die Bewachung der Hochschulen betriff, so stellte sie fest, dass sich die Rektoren nicht um Drogenhändler oder „Produzenten von Molotowcocktails“ kümmern könnten.
Stärkung privater Hochschulen
Vor allem die linke Opposition, allen voran das Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA), läuft gegen die Gesetzesnovelle Sturm. Es handle sich um eine „Attacke gegen die Demokratie und die öffentliche Bildung“, monierte Parteichef Alexis Tsipras, der von 2015 bis 2019 als Ministerpräsident das Land regierte. Er schätzte ein, dass durch eine Reduzierung der Anzahl der Studienplätze lediglich die privaten Universitäten vom Typ „College“ gestärkt würden. Entsprechend der Gesetzesnovelle sollen nun etwa ein Drittel weniger Studenten (34 Prozent) an staatlichen Hochschulen aufgenommen werden als bisher. Sie müssten dann „mehrere tausend Euro ausgeben“, um an Privatuniversitäten studieren zu können, so der Linkspolitiker. Der erworbene Abschluss sei anschließend außerdem auch noch von fragwürdiger Qualität, schätzte er ein.
Athener Uni unter den 200 besten
Laut Statistik schneiden Griechenlands staatliche Hochschulen im internationalen Vergleich gar nicht so schlecht ab, wie hin und wieder behauptet wird. So etwa gehört die Kapodistrische Universität Athen zu den 200 besten Hochschulen weltweit: sie liegt auf Platz 180. Auf europäische Ebene kam sie auf Platz 49 unter 3.262 Universitäten. Dies geht aus einer Studie des Spanischen Nationalen Forschungszentrums über die Qualität von 28.000 Universitäten weltweit hervor. International kommt die Aristoteles Universität Thessaloniki auf Platz 205, das Athener Polytechnikum auf Platz 329, die Universität Patras auf Platz 533 und diejenige von Ioannina auf Platz 581. (Griechenland Zeitung / eh)