Die Flüchtlingsfrage beschäftigt noch immer einen großen Teil der griechischen Öffentlichkeit. Am Mittwoch (29.4.) stellte Migrationsminister Notis Mitarakis fest, dass 0,2 % der in Griechenland lebenden Asylsuchenden mit dem Corona-Virus infiziert worden seien. Die Betroffenen leben in drei der insgesamt 93 Flüchtlingslager, die über das gesamte Land verteilt sind. Die Inseln im Osten der Ägäis, wo 38.000 Asylsuchende meist unter äußerst schlechten hygienischen Bedingungen leben, seien von der Situation noch nicht betroffen.
Mitarakis stellte fest, dass die Ankunftszahlen von Flüchtlingen zwischen dem 1. Juli 2019 und Ende Februar um 86 % höher gelegen habe, als es im gleichen Zeitraum des Vorjahres der Fall gewesen sei. Bereits in den ersten drei Monaten dieses Jahres seien 9.100 Asylsuchende von der türkischen Küste aus nach Griechenland gekommen. Der Minister fügte hinzu, dass allerdings im April kaum weitere Menschen auf der Flucht über die Ägäis nach Griechenland gekommen seien.
Bereits am Dienstag hatte Mitarakis der Insel Samos einen Besuch abgestattet, um die Situation vor Ort in Augenschein zu nehmen. Zuvor war ein Brand im dortigen Flüchtlingslager von Vathy ausgebrochen; mehrere Wohncontainer und Zelte, in denen Asylsuchende leben, brannten nieder. Ausgebrochen waren die Flammen im Zuge gewalttägiger Auseinandersetzung zwischen Menschen verschiedener Nationalitäten. Es wurden 23 Personen verhaftet. Im Lager leben mehr als 7.000 Personen, darunter auch viele Kinder.
Mitarakis sprach von einer „besonders schwierigen Situation“ auf Samos. Er forderte, dass sich auch Flüchtlinge an die Regeln und Gesetze des jeweiligen Landes halten müssten, in dem sie sich befänden. Er vertrat die Auffassung, dass das Lager bei Vathy geschlossen werden müsse. An dessen Stelle müsse an einem anderen Ort ein geschlossenes Lager errichtet werden, so Mitarakis. Die Bauarbeiten würden schon bald beginnen.
Mitglieder der lokalen Oppositionsparteien beklagten unterdessen, dass sie zum Treffen von Mitarakis mit Bürgermeistern und dem Vizegouverneur nicht eingeladen worden seien. Sie erinnern daran, dass sich die Bürger von Samos im Februar gegen den Bau eines geschlossenen Lagers ausgesprochen hatten. Es war dabei zu Ausschreitungen zwischen den protestierenden Bürgern und der Polizei gekommen. Ein weiterer Kritikpunkt war, dass Inhaber von Firmen, die der konservativen Regierung der Nea Dimokratia nahe stünden, Aufträge für die Errichtung des Lagers erhalten hätten. (Griechenland Zeitung / red)