Wer am Mittwoch (25.5.) das Internet benutzte, der dürfte sie wahrscheinlich gesehen haben: Die griechische Flagge vor einer rosaroten Morgenröte. Die Suchmaschine Google hatte ihr Firmenlogo anlässlich des griechischen Nationalfeiertages verändert. Am 25. März feierte Hellas 199 Jahre seit der Befreiung von der Fremdherrschaft der Osmanen.
Was das Coronavirus betrifft, so wirkte sich dieses auch auf den Feiertag aus: Auf die üblichen Kundgebungen wie Militär- und Schülerparaden musste verzichtet werden. Aufgrund der geltenden strengen Maßnahmen fanden die Feierlichkeiten nur in einem sehr beschränkten Umfang statt. Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou hinterlegte einen Kranz am Denkmal des Unbekannten Soldaten vor dem Parlament. Anwesend waren lediglich Premierminister Kyriakos Mitsotakis, die Oppositionschefs, der Parlamentspräsident und Vertreter des Militärs. Am Athener Himmel flogen zu diesem Zeitpunkt vier Kampfjets des Typs Mirage sowie Hubschrauber des Militärs und der griechischen Marine. Die sonst üblichen Militär- und Schülerparaden fielen landesweit aus. Vielerorts sangen Bürger von ihren Balkonen neben der griechischen Flagge die Nationalhymne.
In den Reden der Politiker wurde die Pandemie des Coronavirus selbstverständlich nicht ausgespart; auch türkische Provokationen an der Grenze am Evros Fluss sowie in der Ägäis wurden erwähnt. Ärzte, Krankenschwestern, Feuerwehrmänner und Polizisten wurden als die „neuen Heroen“ – knapp 200 Jahre nach der Befreiung Griechenlands – beschrieben.
Ministerpräsident Mitsotakis erklärte, dass man den Nationalfeiertag dieses Jahr von zu Hause aus ehren müsse. Jeder sollte zur Kenntnis nehmen, dass der jetzige Feind die Pandemie sei. Er stellte fest, dass Griechenland durch das Coronavirus Verluste hinnehmen müsse und weiterhin haben werde. Jetzt sei es die Aufgabe, dass „Griechenland stark und die Griechen gesund bleiben“.
Oppositionschef Alexis Tsipras erinnerte daran, dass das Jahr 1821 schon immer eine Inspiration für Freiheit und Gerechtigkeit gewesen sei. Griechenland stehe heutzutage vor zwei Herausforderungen: Der Ausbreitung des Coronavirus sowie der türkischen Provokationen im Rahmen der Flüchtlingskrise, die derzeit einen Höhepunkt erreicht hätten.
Die Vorsitzende der sozialistischen Bewegung der Veränderung Fofi Gennimata stellte fest, dass die Griechen und Griechinnen seit jeher vereint die jeweiligen Schwierigkeiten überwunden hätten. Das Jahr 1821 zeige den Weg der Kämpfe für das Leben, die Freiheit und die Unabhängigkeit.
Der Generalsekretär der kommunistischen Partei Griechenlands Dimitris Koutsoumbas sprach u. a. die Schwierigkeiten an, mit denen das griechische Gesundheitswesen konfrontiert ist.
„Freiheit oder Tod“: An dieses Motto des griechischen Freiheitskampfes erinnerte der Vorsitzende der rechtspopulistischen Partei Griechische Lösung Kyriakos Velopoulos. Es sei der Tag des Nationalstolzes der Griechen, sagte er. Er forderte, dass jene Gelder, die vom Komitee „Griechenland 2021“ eingeplant worden seien, für medizinisches Material zur Überwindung des Coronavirus ausgeben werden sollten.
Die Auffassung, dass „die Heroen und Heroinnen keine Helden waren, weil sie keine Angst hatten“, brachte der Vorsitzende der Partei MeRa25 Janis Varoufakis zum Ausdruck. Diese hätten vielmehr beschlossen, dass ein Aufstand besser sei als Unterwerfung, so der ehemalige Finanzminister. Varoufakis rief die Bürger dazu auf, den Anweisungen der Regierung zu folgen und zu Hause zu bleiben. Nur so könne man sich gegenseitig schützen. Er fasste zusammen: „Die Freiheit des Volkes hat die Befreiung von der Angst zur Voraussetzung.“ (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)