In Athen, Thessaloniki und anderen großen Städten nahmen am Sonntag tausende Griechen an Kundgebungen in Erinnerung an den Studentenaufstand im Jahre 1973 teil. Dieser wurde damals blutig niedergeschlagen, doch er war der Anfang vom Ende einer siebenjährigen Militärdiktatur.
Am Sonntag gedachten Menschen in ganz Griechenland des Studentenaufstandes vom 17. November 1973. Im Athener Polytechnikum an der Patission-Avenue haben einfache Bürger, aber auch Politiker rote Nelken am Denkmal für den Aufstand niedergelegt. Es folgte ein Protestmarsch in Richtung US-amerikanische Botschaft. Die Beteiligung daran war größer als in den vergangenen Jahren. Zwar wurde der Aufstand vor 46 Jahren blutig niedergeschlagen, doch er läutete das Ende einer siebenjährigen Militärdiktatur (1967–1974) ein.
Regierungschef fordert „mehr Demokratie“
Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis von der konservativen Nea Dimokratia (ND) betonte aus diesem Anlass, dass der diesjährige Jahrestag des Polytechnikums den Beginn für Verantwortung und Fortschritt einläuten werde. U. a. sagte er: „Wir ehren den Kampf für Demokratie mit mehr und besserer Demokratie.“
An der größtenteils friedlich verlaufenden Demonstration in Athen nahmen unter anderem der ehemalige Ministerpräsident und Vorsitzende des Bündnisses der Radikalen Linken Alexis Tsipras (2015–2019) sowie der Generalsekretär der kommunistischen KKE Dimitris Koutsoumbas teil.
Tsipras nutzte den Jahrestag auf Facebook für Kritik: In der amtierenden Regierung seien „einige frühere Lobredner der Diktatur“ vertreten, stellte er fest. Doch die Kundgebung in Athen am Sonntag sei mit 40.000 Teilnehmern eine der größten der letzten Jahre gewesen. Begleitet wurde Tsipras von hochrangigen Funktionären, wie etwa vom früheren Parlamentspräsident Nikos Voutsis und der ehemaligen Gouverneurin Attikas Rena Dourou.
Die Vorsitzende der Bewegung der Veränderung Fofi Gennimata vertrat die Ansicht, dass der Aufstand des Polytechnikums Griechenland verändert und den Weg zur Demokratie geebnet habe.
Großaufgebot der Polizei
Um eventuelle Zwischenfälle zu verhindern, waren in der griechischen Hauptstadt etwa 5.000 Polizisten im Einsatz. Zentrale Verkehrsadern wurden am Sonntag während der Hauptkundgebung gesperrt; der Nahverkehr wurde vielerorts umgeleitet. Auch drei U-Bahnstationen im Athener Zentrum waren geschlossen.
Nach der Kundgebung kam es im Athener Stadtteil Exarchia zu Ausschreitungen; zwei Polizisten wurden verletzt. Die Polizei nahm mehr als 50 Personen fest; 33 von ihnen wurden verhaftet.
Auch in anderen größeren Städten wurden Gedenkmärsche durchgeführt. In Thessaloniki wurden rund 8.000 Teilnehmer gezählt; auch hier kam es zu Ausschreitungen, wobei 14 Personen festgenommen wurden. In der Hafenstadt Patras auf der Peloponnes nahm die Polizei zehn und in Heraklion auf Kreta sieben Personen in Gewahrsam. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)