In Griechenland wurde am 25. März wie jedes Jahr der Beginn der griechischen Revolution im Jahr 1821 gegen eine 400 Jahre anhaltende osmanische Fremdherrschaft gefeiert. Gedacht wurde damit auch der daraus hervorgegangenen Gründung des griechischen Staates.
Anlässlich des griechischen Nationalfeiertages haben sowohl Ministerpräsident Alexis Tsipras (SYRIZA) als auch Oppositionschef Kyriakos Mitsotakis (ND) am Montag jeweils einer Insel in der östlichen Ägäis, die in der Nähe der türkischen Küste liegt, Besuche abgestattet.
„Heute fühlen wir Stolz für die Ideen der Revolution des Jahres 1821“, stellte Tsipras auf der Insel Agathonissi fest, die knapp 200 Einwohner zählt. Das Eiland liegt südlich von Samos in Sichtweite der türkischen Küste. Das griechische Volk habe viele Hürden und Sorgen überwinden müssen, würde jedoch nach wie vor auf eigenen Beinen stehen, so Tsipras. Damit spielte der Premier vor allem auf die 2010 ausgebrochene Finanz- und Wirtschaftskrise an. Im vergangenen August sind zwar die damit verbundenen harten Spar- und Reformprogramme, die seither griechische Regierungen mit den internationalen Geldgebern vereinbart haben, offiziell beendet worden; Athen muss jedoch noch immer zahlreiche Reformen durchführen. Die europäischen Partner und Geldgeber behalten sich nach wie vor das Recht vor, die erzielten Fortschritte aller drei Monate zu begutachten.
Unser Foto (© Pressebüro des Premiers/Andrea Bonetti) zeigt Ministerpräsident Alexis Tsipras auf Agathonissi.
Schritte in die Zukunft
An die Bürger von Agathonissi gewandt stellte Premier Tsipras fest, dass auf ihrer Insel das Herz Griechenlands schlage. Sie wüssten sehr genau, wie es sei, ständig mit Schwierigkeiten konfrontiert zu sein. Griechenland tue aber gleichzeitig Schritte für eine bessere Zukunft, so der Premierminister.
Vor der Presse konstatierte er, dass der Hubschrauber, mit dem er auf die Insel unterwegs war, von türkischen Kampfflugzeugen behindert worden sei. Anschließend hätten griechische Kampfjets die Eindringlinge abgedrängt. Ankara dementierte über die Nachrichtenagentur Anadolu den Vorfall. Die Flieger hätten lediglich „Routineaufgaben“ durchgeführt, hieß es. Das Eindringen türkischer Kampfflugzeuge in griechischen Luftraum und Scheingefechte mit griechischen Abfangjägern gehören in vielen Regionen der Ägäis mehr oder weniger zum Alltag.
„Vereinender Patriotismus“
ND-Chef Kyriakos Mitsotakis rief das griechische Volk auf der Insel Limnos zu einem „Patriotismus“ auf, „der vereint“. Er betonte: „Wir feiern heute den Beginn der Revolution, die zur Gründung des neugriechischen Staates geführt hat.“ Ehre werde all jenen erwiesen, die ihr Leben dafür gegeben hätten, „damit wir frei und unabhängig sind“, so der konservative Politiker. Er stellte fest, dass Griechenland noch immer nicht den Weg aus einer tiefen und schmerzhaften Krise gefunden habe.
Oppositionschef Kyriakos Mitsotakis auf Limnos.
Die Vorsitzende der sozialistischen PASOK Fofi Gennimata hat den Nationalfeiertag in der nordgriechischen Region Evros verbracht, die ebenfalls in der Nähe zur türkischen Grenze liegt. Sie sprach davon, dass der Jahrestag des Beginns der Revolution von 1821 auch Symbol und Inspiration für die Herausforderungen der Gegenwart sei.
Athener Militärparade
Traditionellerweise wurde in Athen eine Militärparade durchgeführt. Die Anwesenden konnten vor dem griechischen Parlament u. a. Kampfpanzer aus deutscher Produktion vom Typ Leopard bestaunen. In der Luft haben Kampfjets F-16, Mirage sowie Hubschrauber der Typen Apache und Chinook für Staunen gesorgt. Anwesend waren Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos und Verteidigungsminister Evangelos Apostolakis sowie sein zyprischer Amtskollege Savvas Angelidis.
Die Militärparade der griechischen Hauptstadt wurde von 1.600 Polizisten abgeschirmt, um Zwischenfälle zu vermeiden. Im Athener Stadtteil Kallithea ist zudem eine antifaschistische Demonstration durchgeführt worden. Dort kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei.
„Makedonien ist griechisch!“
Zu Zwischenfällen ist es vor allem bei Schülerparaden in Nordgriechenland gekommen. Im Mittelpunkt stand hier die Anfang des Jahres ratifizierte Lösung der Namensfrage der Republik Nordmazedonien. Ein großer Teil der Bevölkerung und der Opposition haben sich dagegen ausgesprochen, dass das Nachbarland den Begriff „Mazedonien“ benutzen darf. Auf Protest stößt diese Lösung vor allem in den griechischen Regionen Ostmakedonien und Thrakien, Zentralmakedonien sowie Westmakedonien. Zahlreiche Schüler skandierten im Rahmen der Parade ihren Unmut über die Vereinbarung.
In der zentralmakedonischen Stadt Katerini etwa wurde ein Parlamentarier der Regierungspartei SYRIZA von aufgebrachten Bürgern verbal attackiert und als „Verräter“ beschimpft. „ Makedonien ist griechisch!“, war zu hören. Auch in der nordgriechischen Metropole Thessaloniki, die ebenfalls in der Region Zentralmakedonien liegt, wurden während der Schülerparade nationalistische Parolen laut. Für Ordnung sorgten hier 700 Polizisten.
Elisa Hübel