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Flaggenmeer vor dem Parlament: Kundgebung gegen Lösung der Namensfrage Tagesthema

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Unsere Fotos (© Eurokinissi) entstanden am Sonntag bei der Kundgebung vor dem Parlament in Athen. Unsere Fotos (© Eurokinissi) entstanden am Sonntag bei der Kundgebung vor dem Parlament in Athen.

Zehntausende Demonstranten haben am Sonntag am zentralen Syntagma-Platz in Athen demonstriert. Sie wollen u. a., dass die Bevölkerung über die Namensfrage der FYROM in einem Referendum entscheiden kann. Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei; mehr als 30 Personen wurden verletzt.

Vor dem griechischen Parlament in Athen hatte sich am Sonntag ein regelrechtes Flaggenmeer gebildet. Gegen 14 Uhr versammelten sich hier Gegner der vereinbarten Lösung der Namensfrage der Ehemaligen Jugoslawischen Republik Mazedonien (Uno-Kurzbezeichnung: FYROM). Sie forderten u. a. die Durchführung eines Referendums zu diesem Thema. Viele der Demonstranten hatten sich auch griechische Flaggen um die Schultern gelegt; andere wieder stellten Flaggen mit der „Sonne von Vergina“ zur Schau – das „königliche Emblem“ zur Zeit Alexanders des Großen, dem König von Makedonien.

Beteiligung aus ganz Griechenland
Ihr Motto war u. a. „Makedonien ist griechisch“. Damit setzen sie sich gegen die Benutzung des Begriffs „Makedonien“ durch die FYROM ein – das Land soll sich künftig „Nord-Mazedonien“ nennen. An dem Protest haben sich offiziellen Polizeiangaben rund 60.000 Menschen beteiligt; die Organisatoren sprechen hingegen von 300.000 Teilnehmern. Angereist waren viele von ihnen aus unterschiedlichen Landesteilen – aus der gleichnamigen nordgriechischen Region Makedonien vor allem, doch selbst aus Kreta. Offiziellen Angaben zufolge waren für den Transport der Kundgebungsteilnehmer rund 300 Überlandbusse im Einsatz; die Organisatoren sprechen von 3.000 Reisebussen.
Anwesend waren auch Politiker der Opposition. Darunter etwa der ehemalige Ministerpräsident Antonis Samaras (2012-2015) von der konservativen Nea Dimokratia (ND). Gegenüber der Presse stellte er fest, dass es sich um eine Demonstration „für die Demokratie, für Griechenland, für unser Recht“ gehandelt habe.

„Rechtsextreme Gewalt“
Gegen 14.30 Uhr haben sich Unruhestifter vor dem Denkmal des Unbekannten Soldaten erste Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Sie sind mit Steinen, Molotowcocktails und anderen Objekten gegen die Ordnungshüter vorgegangen. Letztere antworteten mit Tränengas: Der friedliche Protest fand unter diesem Vorzeichen ein jähes Ende – etwa zwei Stunden später wurde die Demo komplett aufgelöst. 25 Polizisten wurden verletzt und mussten ins Krankenhaus – sie hatten u. a. Brandverletzungen sowie Arm- und Beinbrüche erlitten. Augenzeugen berichten, dass die Hooligans sogar mit Eisenstangen auf Polizisten eingeschlagen hätten. Verletzt wurden außerdem 14 Zivilisten, darunter auch Journalisten und Fotografen, die über die Demo berichteten. Augenzeugen zufolge sollen Mitglieder der faschistischen Chryssi Avgi organisiert gegen Reporter vorgegangen sein. Bürgerschutzminister Olga Gerovassili sprach von „rechtsextremer Gewalt“. Sie rief die Opposition dazu auf, die „Angriffe auf Polizisten, Fotografen und Journalisten zu verurteilen“. Der Vizepräsident der konservativen ND, Adonis Georgiadis, bezeichnete hingegen den Einsatz von Tränengas durch die Polizei als eine „Provokation“ – die rund 50 Vermummten, wie er sich ausdrückte, habe man hingegen mit Absicht handeln lassen, um die Kundgebung zu diskreditieren.
Die frühere Präsidentin des griechischen Parlaments (Februar bis Oktober 2015) Zoi Konstantopoulou konstatierte: „Schämt euch: Chemikalien und Unterdrückung im Rahmen eines friedlichen Protestes, an dem sich Demonstranten aller Altersgruppen beteiligt haben.“

Elisa Hübel

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