Das hoch verschuldete Griechenland und Bürger des Landes, die privat in der Kreide stehen, haben einen Retter: Artemis Sorras. Er hatte mehrfach erklärt, von seinem traumhaften Vermögen sämtliche Schulden seines Landes und seiner Landsleute zu begleichen. Doch man lässt ihn nicht. Nun sitzt er auch noch in Untersuchungshaft; am heutigen Donnerstag soll er seine Aussage zu Protokoll geben. Vorgeworfen werden ihm zahlreiche strafbare Handlungen, ihm könnte eine lebenslange Haftstrafe drohen.
Sorras ist der Gründer der Partei „Ellinon Synelefsis“ – zu Deutsch in etwa: „Versammlung der Helenen“. Ihm und sieben weiteren Personen – darunter seiner Ehefrau – werden u. a. Gründung bzw. Mitgliedschaft (in) einer kriminellen Organisation und Geldwäsche vorgeworfen. Aussagen muss er auch wegen Betrugs bzw. versuchten Betrugs gegenüber dem griechischen Staat und Banken. Zudem wird er beschuldigt, falsche Nachrichten verbreitet zu haben. Vorgeworfen wird ihm ebenfalls, Dritte dazu aufgerufen zu haben, Straftaten zu begehen.
Eigenen Bekundungen zufolge will Sorras über ein Vermögen von 600 Milliarden Euro verfügen. Mit diesem Geld, so hatte er in der Vergangenheit verkündet, wolle er die Schulden Griechenlands begleichen. Die Bürger ruft er dazu, auf ihre persönlichen Außenstände nicht zu zahlen; dies, so der Parteigründer, würde für seine Anhänger automatisch von seinem Bankkonto aus erledigt.
Sorras wurde seit 16 Monaten von der Polizei gesucht. Am vergangenen Wochenende wurde er schließlich im südlichen Athener Vorort Alimos verhaftet. Er war in einer Kellerwohnung untergetaucht, die einem Anhänger seiner Partei gehört. Er hatte sich einen langen Bart stehen lassen, der an den eines Priesters erinnerte. In einer Pressemitteilung der „Versammlung der Helenen“ wird er u. a. ehrerbietig als „Präsident der Nation der Griechen“ bezeichnet. Das griechische Parlament wird hingegen als „illegal“ beschrieben. Sorras, so die Darlegung, habe sich im Zeitraum seines Verschwindens nicht etwa vor der Polizei versteckt gehalten. Vielmehr habe er um sein Leben fürchten müssen – da bereits zwei gescheiterte Attentate auf ihn verübt worden seien. Einzig aus diesem Grund sei der „Präsident der Nation“ untergetaucht.
In dieser Pressemitteilung werden die juristischen Schritte gegen Sorras als „politische Verfolgung“ bezeichnet. Seine jetzige Verhaftung wollen seine Anhänger mit der am Sonntag zwischen Athen und Skopje unterzeichneten Vereinbarung zur Namensgebung des nördlichen Nachbarlandes in „Republik Nord-Mazedonien“ in Verbindung bringen. Ein Szenarium, das einer Verschwörungstheorie gleicht.
Sympathisanten des Gurus haben zu einer Protestaktion vor dem Gerichtshof „Evelpidon“ im Athener Stadtteil Kypseli aufgerufen. Auf der hauptstädtischen Alexandras Avenue, wo sich das Oberste Gericht (Areopag) und gleich daneben die Polizeizentrale befinden, demonstrieren Sorras-Anhänger bereits seit Wochenbeginn. Kundgebungen, um seine Freilassung zu erwirken, fanden auch in anderen Regionen des Landes statt. Aus Lautsprechern war u. a. zu hören: „Die Medien lügen, sie wollen nicht, dass Ihr die Wahrheit erfahrt!“ (Griechenland Zeitung / eh)