Anlässlich des Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocaust (27. Januar) befindet sich seit Montag der Präsident Israels Reuven Rivlin zu einem offiziellen Besuch in Griechenland.
Während eines Treffens mit dem griechischen Staatspräsidenten Prokopis Pavlopoulos hat letzterer festgestellt, dass Überbleibsel des Nationalsozialismus in Europa noch lauern würden. Davon würden sämtliche Wahlergebnisse im vergangenen Jahr zeugen. Eine Antwort sei einerseits eine Politik, die die „Menschlichkeit, Demokratie und Freiheit verteidigt“. Andererseits müssten „große soziale Ungleichheiten beseitigt werden“. Zudem hob Pavlopoulos hervor, dass es die Pflicht Griechenlands und Israels sei, in der Region Frieden zu schaffen und zu erhalten. Vor allem müssten Kriegsflüchtlinge mit Humanität und Solidarität behandelt werden: „Wie es zu unserer Kultur und Zivilisation passt“. Er rief den Gast aus Israel dazu auf, Griechenland in außenpolitische Fragen zu unterstützen: vor allem in der Namensfrage des Ehemaligen Jugoslawischen Republik Mazedonien (UNO-Kurzbezeichnung: FYROM) sowie in der Zypernfrage.
Rivlin teilte mit Pavlopoulos die Besorgnis, dass auch in der griechischen Politik nationalsozialistische Kräfte aktiv seien. In seiner Rede erwähnt er u. a. Start-up-Unternehmen in seiner Heimat, deren Gründer „die Welt verändern wollen“. Vieler dieser Unternehmen hätten Griechenland zum Vorbild.
Während einer Veranstaltung in Erinnerung an die griechischen Juden, die während des II. Weltkrieges Opfer des Holocaust geworden sind, stellte der Gast aus Israel fest, dass „jetzt die Zeit gekommen ist, gegen Fremdenhass und Rassismus“ aufzuklären.
Am Dienstag reist Rivlin gemeinsam mit dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras nach Thessaloniki. In der Nordgriechischen Metropole werden sie an der Grundsteinlegung eines Holocaust Museums teilnehmen. Dieses wird in der Nähe des alten Hauptbahnhofes gebaut. Von hier aus waren etwa 55.000 Juden aus Thessaloniki in Konzentrationslager gebracht worden; die wenigsten von ihnen haben überlebt. Mitfinanziert wird das Museum vom deutschen Außenministerium. (Griechenland Zeitung / eh)
Lese-Tipp: Im Buch „Juni ohne Ernte (Distomo 1944)“ schildert Kaiti Manolopoulou auf eindringliche Weise das Massaker im mittelgriechischen Distomo, das 1944 durch Soldaten der SS an den Einwohnern des Dorfes begangen wurde.