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Tumulte nach Gerichtsurteil im Zentrum Athens Tagesthema

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Tumulte nach Gerichtsurteil im Zentrum Athens

Am Montagnachmittag ist es auf der Athener Alexandras Avenue, auf der Höhe des Athener Berufungsgerichtes bzw. vor dem Höchstgericht (Areopag) zu Scharmützeln zwischen circa 150 Vermummten und der Polizei gekommen. Die Ausschreitungen haben sich auf der Ippokratous-Straße im Athener Stadtteil Exarchia bis zur dort befindlichen Polizeistation fortgesetzt.

Die Chaoten warfen Steine und setzten Müllcontainer in Brand. Später erstreckten sich die Krawalle bis in die zentrale Einkaufszone Athens, die Ermou-Straße. Randalierer demolierten mit Vorschlaghämmern und anderen Werkzeugen etwa 40 Geschäftsfassaden. Der Bürgermeister der Stadt Athen Jorgos Kaminis sprach von einem „methodischen Angriff auf das Zentrum Athens“. Ziel sei es, die Innenstadt „in die Knie zu zwingen“.
Den Tumulten vorangegangen war eine Entscheidung des Athener Berufungsgerichts, wonach einem Antrag einer 28jährigen auf Haftentlassung nicht stattgegeben wurde. Es handelt sich um die Promotionsstudentin Irianna V. L., die in den Frauengefängnissen von Theben eine 13jährige Haftstrafe verbüßen muss. Diese Entscheidung war bereits Anfang Juni in erster Instanz getroffen worden. Vorgeworfen wird ihr, Mitglied der Terrorgruppe „Verschwörung der Feuerzellen“ zu sein.

Sympathisanten aus der linken Szene
Die junge Frau genießt die Unterstützung von Sympathisanten, nicht zuletzt auch eines Teils der linken Politiker- und der Musikerszene. Kritische Stimmen weisen darauf hin, dass das Beweismaterial, auf dem ihre Inhaftierung beruht, äußerst dürftig sei. 2013 waren genetisches Material bzw. Fingerabdrücke auf einer Handfeuerwaffe sichergestellt worden. Diese hatten Unbekannte im Hof der Athener Universität zusammen mit anderen Waffen vergraben. Einige Kritiker vermuten dahinter einen Komplott und stellen Fragen wie: „Was ist, wenn Du morgen an der Reihe bist?“
Irianna selbst verteidigte sich damit, dass sie nicht einmal Anarchistin sei. Lediglich ihr Freund habe Kontakt zu Anarchoszene gehabt. Auch er wurde als mutmaßliches Mitglied der „Verschwörung der Feuerzellen“ festgenommen. – Vom Gericht wurde er anschließend freigesprochen.

Kritik am „Schwarzen Buch der Justiz“
Justizminister Stavros Kontonis informierte am Montag das Parlament über die Entwicklungen im Fall Irianna. Er sprach von einer „unerfreulichen Überraschung“. Er stellte fest, es sei „zumindest merkwürdig“, dass Personen wegen Drogenhandel bis zu einem endgültigen Gerichtsbeschluss unter Auflagen auf freiem Fuß seien, während die Studentin ohne Wenn und Aber hinter Gitter musste.
Regierungssprecher Dimitris Tzanakopoulos sprach in einem Interview vom „Schwarzen Buch der Justiz“ im Fall des Irianna-Urteils.
Von den insgesamt fünf Richtern, die den Fall bearbeiten, hatten am Montag drei für die weitere Inhaftierung der jungen Frau gestimmt. Sie argumentieren damit, dass akute Fluchtgefahr bestehe. Weiterhin sei die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sie die Straftaten wiederhole, für die sie Anfang Juni in erster Instanz verurteilt worden ist. Zwei Richter sind für ihre Freilassung unter Auflagen gewesen, bis ihr Fall in zweiter Instanz erneut verhandelt wird. Irianna hat das Recht, in zwei Monaten erneut einen Antrag auf eine vorläufige Haftentlassung unter Auflagen zu stellen. Bereits am vorigen Freitag fand vor dem Parlament in Athen eine Solidaritätskundgebung für die Studentin statt. Daran beteiligte sich u. a. auch der frühere Bildungsminister Nikos Filis (SYRIZA); s. d. letzte Foto unter dem Text. (Griechenland Zeitung/eh; Fotos: Eurokinissi)

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