Das Eindringen eines türkischen Kriegsschiffes am Sonntag in griechische Hoheitsgewässer zieht diplomatische Aktivitäten nach sich. Athen informierte zunächst die zuständigen Büros wichtiger EU-Hauptstädte über den Vorfall. Ministerpräsident Alexis Tsipras meldete sich von Serbien aus, wo er sich zu einem offiziellen Besuch aufhält, zu Wort. In einem Zeitungsinterview forderte er, dass die Türkei sein Land respektieren müsse.
Er betonte, dass Griechenland in seiner Außenpolitik „präzise und feste“ Positionen pflege, die das internationale Recht zur Grundlage haben. Vor allem in Bezug auf die Nachbarländer fördere Athen aktiv den Frieden und die Zusammenarbeit.
Um die Positionen seines Landes darzulegen, will Tsipras auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel kontaktieren. Letztere wird am Donnerstag in Ankara erwartet. Neben der Verletzung der Hoheitsgewässer durch die Türkei dürfte Amtskollege Tsipras während des geplanten Telefonats auch die Flüchtlingskrise zur Sprache bringen. Angetippt werden wird wohl auch die Nichtauslieferung von acht türkischen Offizieren an Ankara. Ein entsprechendes Urteil hatte in der vorigen Woche in letzter Instanz das griechische Höchstgericht Areopag gefällt.
Am heutigen Dienstag jährt sich zum 31. Mal ein Ereignis, wodurch beide Länder an den Rand einer militärischen Auseinandersetzung geraten waren. 1996 standen sich bei den Felseninseln Imia – genau dort, wo am Sonntag das türkische Kriegsschiff die griechischen Hoheitsgewässer verletzte – mehr als 30 Kriegsschiffe beider Seiten gegenüber. Im Zuge der militärischen Aktivitäten stürzte ein Hubschrauber der griechischen Marine ab: Alle drei Insassen kamen dabei ums Leben.
(Griechenland Zeitung / eh)