Angeblich soll Ministerpräsident Tsipras im Sommer 2015 in Moskau um Hilfe für den Druck von Drachmen-Scheinen ersucht haben. Ein solches Szenarium wird von der Regierung entschieden dementiert. Zudem soll Ex-US-Präsident Clinton in Athen interveniert haben, damit das Land in der Eurozone bleibe.
Athen soll im vergangenen Sommer den Wunsch gehabt haben, in Russland Geldscheine der griechischen Währung „Drachme“ drucken zu lassen. Das soll der russische Präsident Wladimir Putin gegenüber seinem französischen Amtskollegen Francois Hollande gesagt haben. Grund für dieses Ansinnen sei gewesen, dass Griechenland über keine Druckmaschinen für Geldscheine mehr verfüge. Man habe sich damit auf die Möglichkeit eines Austrittes aus der Eurozone, den sogenannten „Grexit“, vorbereiten wollen.
Was ein Präsident nicht sagten sollte
Das Gespräch zwischen Putin und Hollande habe kurz vor dem Referendum stattgefunden, das in Griechenland am 5. Juli 2015 durchgeführt wurde. Die nun durchgesickerten Informationen über den angeblichen Dialog zwischen Putin habe Hollande anschließend an zwei Journalisten der Zeitung „Le Monde“ weitergegeben. Diese haben sie nun gemeinsam mit 60 weiteren Interviews mit dem französischen Präsidenten in ihrem in dieser Woche auf Französisch erschienen Buch unter dem Titel „Ein Präsident sollte das nicht sagen …“ veröffentlicht. Aus dem Amtssitz des griechischen Premierministers Alexis Tsipras, dem Megaron Maximou, wurde diese Information entschlossen dementiert. Dementi gab es auch von russischer Seite.
Hat Bill Clinton letztlich einen „Grexit“ verhindert?
Parallel dazu sickerte per WikiLeaks auch ein angeblicher E-Mail-Verkehr zwischen Mitarbeitern des US-Präsidenten Barack Obama und seines Vorgängers Bill Clinton durch. Obama soll demzufolge Clinton darum gebeten haben, bei der griechischen Regierung zu intervenieren, damit sich diese an das mit den internationalen Geldgebern vereinbarte Spar- und Reformprogramm halte. Bei dem von SYRIZA durchgeführten Plebiszit am 5. Juli hatte sich eine deutliche Mehrheit für die Beendigung der Memorandums-Politik ausgesprochen; 61,3 % hatten mit „Nein“ (Ochi) gegen weitere Sparmaßnahmen votiert. Das war ein großer innenpolitischer Erfolg für Tsipras. Kurz darauf trat u. a. sein Widersacher Antonis Samaras von der Parteiführung der konservativen Nea Dimokratia zurück.
Tsipras hatte das „Nein“ des Plebiszits allerdings nicht als Absage an den Euro interpretiert. Vielmehr kehrte er an den Verhandlungstisch zurück, kurz darauf wurde ein weiteres Sparprogramm mit den Geldgebern geschnürt (Memorandum III). Der Premier begründete das damit, dass eine Rückkehr zur Drachme ungünstig für das griechische Volk gewesen wäre. „Vor allem ärmere soziale Schichten“ hätten darunter leiden müssen, so seine Einschätzung.
Elisa Hübel
Unser Archivfoto entstand am 5. Juli 2016 vor dem Parlament in Athen. Damals fand dort eine Kundgebung der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (ADEDY) statt, mit der der erste Jahrestag der Volksabstimmung gefeiert wurde. ADEDY hatte sich im Sommer 2015 wie auch andere Gewerkschaften für ein „Ochi“ stark gemacht.