Die griechische Regierung ist in der Nacht von Montag auf Dienstag zu einer Einigung mit den Geldgebern bei allen der insgesamt 48 Forderungen gekommen. Die Vereinbarung soll bereits am Donnerstag im Eilverfahren vom Parlament verabschiedet werden. Die Euro Working Group will dann am Freitag über die Freigabe von zwei Milliarden Euro befinden bzw. die Auszahlung genehmigen. Zehn weitere Milliarden Euro sollen für die Rekapitalisierung der griechischen Banken freigegeben werden.
Durch die ausgehandelte Vereinbarung werden etwa 25 % jener Erstwohnsitze vor Zwangsversteigerungen geschützt, die über Kredite finanziert wurden, die nicht mehr bedient werden können. Es handelt sich dabei um rund 100.000 Immobilien unterhalb eines Wertes von 170.000 Euro. Um in den Genuss dieser Regelung zu kommen, müssen alleinstehende Kreditnehmer ein Jahreseinkommen von unter 8.000 Euro vorweisen; für eine vierköpfige Familie darf das Einkommen 20.000 Euro nicht überschreiten.
Weitere 38 % der Erstwohnsitze überschuldeter Kreditnehmer werden für die kommenden drei Jahre geschützt – es handelt sich hier um 160.000 bis 170.000 Immobilien. Auch für diese Regelung gelten gewisse Voraussetzungen, darunter fällt eine erkennbare Absicht der Betreffenden, ihre Kredite trotz aller Schwierigkeiten wenigstens teilweise zu bedienen. Personen, denen per Gericht nachgewiesen werden kann, dass sie die Möglichkeit gehabt hätten, ihre Kredite abzuzahlen, aber die desolaten Finanzlage des Landes ausgenutzt haben, um sich davor zu drücken, werden von der Schonfrist ausgenommen. Derzeit sind landesweit etwa 1,2 Millionen Objekte mit Hypotheken belastet; 400.000 der dafür gegebenen Darlehen werden nicht wie vereinbart bedient.
Am Mittwoch kommt es zu einer weiteren Verhandlungsphase zwischen Athen und den Geldgebern, wodurch eine zusätzliche Tranche in Höhe von einer Milliarde Euro freigesetzt werden soll. Am Freitag dieser Woche soll der Haushaltsplan für das kommende Jahr dem Parlament zur Abstimmung übergeben werden.
Elisa Hübel
Unser Foto (© Eurokinissi) zeigt den griechischen Verhandlungsführer, Finanzminister Evklidis Tsakalotos, am Samstag auf dem Weg zu Gesprächen mit dem Geldgeber-Quartett.