Login RSS

Zum Tod von Tzimis Panousis: Ein Fassbinder am Mittelmeer

  • geschrieben von 
Zum Tod von Tzimis Panousis: Ein Fassbinder am Mittelmeer

Tzimis Panousis, der wohl bemerkenswerteste Alternativrocker und -performer Griechenlands verstarb Ende der vorigen Woche in Athen im Alter von 64 Jahren nach einem Herzinfarkt. 

 

180115Panousis2Panousis diente sein Leben lang als Bürgerschreck vom Dienst. Wenn man in den späten Siebzigern eine Band mit dem Namen „Musikalische Brigaden“ gründet, ist man bewusst auf Provokation aus. Mit dem gleichen Rezept ist er sein ganzes Leben gefahren – radikal links, antiklerikal und ikonoklastisch. Sein ausgesprochener (wenn auch manchmal überdrehter und unappetitlicher Humor) sowie sein Bühnentalent waren unvergleichlich. Er beherrschte so ziemlich alle Formen der Darstellungskunst, die ein griechischer Performer rund um die Jahrtausendwende brauchte – von der Stand-Up Comedy bis zum wilden Rock-Konzert.
Hinter dem humorvollen Schleier ist aber die Tragik seiner persönlichen Erfahrungen und derjenigen seines Milieus unverkennbar gewesen. Kein anderer Künstler vor ihm versetzte sich so in die Haut von Drogensüchtigen, Prostituierten, Transvestiten und Homosexuellen, wie er es tat. Zwischen den lustigen Gags in seinen ausverkauften Kabarettvorstellungen ertönten düstere Rockballaden, in denen Zigeunerkinder auf den Strich gingen und von ihren Familien verstoßene homosexuelle Jugendliche ihr Geschlecht umzuwandeln suchten. Das war alles noch Tabu in den Achtziger und Neunziger Jahren und ist es größtenteils heute immer noch.
Zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens brachen ihre Trauer über das Ableben des Entertainers zum Ausdruck, darunter auch der Sänger Jorgos Dalaras, der in früheren Jahren einen Verleumdungsprozess gegen Panousis geführt – und gewonnen – hatte. Nun teilte Dalaras sichtlich betroffen mit: „Die Meinungsverschiedenheiten, die ich mit ihm in der Vergangenheit hatte, machen mich noch trauriger. Ich war damals sehr verärgert, aber es sind viele Jahre vergangen …“ Er sei von der Nachricht über den Tod des Künstlers zutiefst erschüttert. Er habe dadurch verstanden, dass man im Leben etwas „tieferes und breiteres sucht, das uns zum Ausdruck bringt“.
Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in der neuen Ausgabe der Griechenland Zeitung (GZ 611), die am Dienstag gedruckt wird. (Griechenland Zeitung / dc; Archivfotos: © Eurokinissi)

Nach oben

 Warenkorb