Login RSS

Das Osterfest in Griechenland

  • geschrieben von 
Das Osterfest in Griechenland

Hans Christian Andersen bereiste im Frühjahr 1841 Griechenland und den Orient und erlebte das griechische Osterfest hautnah mit. Er schrieb:


In Griechenland ist Ostern ein Fest, welches von den Herzen und Gedanken des Volkes, von einem ganzen Leben ausströmt; die Kirche ist darin nur ein Glied. Ein langes, strenges Fasten geht voraus, das sehr genau gehalten wird; die Bauern leben fast nur von Brot, Knoblauch und Wasser. Am Karfreitag erschien die atheniensische Zeitung mit schwarzem Rande zur Erinnerung an den Tod Christi. (…) Das Fest selbst begann des Abends; ich ging in die Hauptkirche, sie war prachtvoll erleuchtet und ganz von Menschen überfüllt; vor dem Altare stand ein Sarg aus Glas, durch Silberplatten zusammengefügt. Der Sarg umschloss frische Rosen, die den toten Christus andeuten sollten. (…) Um neun Uhr abends begann eine Trauermusik und der Zug nahm seinen Anfang, von der Kirche durch die Hauptstraße nach dem Schlosse. (…)
Um Mitternacht vor dem Ostertage waren der König, die Königin und der ganze Hof hier, die Priester standen betend und trauernd um den mit Blumen angefüllten Sarg; das ganze Volk betete leise. Es schlug zwölf Uhr und mit dem letzten Schlage trat der Bischof hervor und verkündete: „Christus ist erstanden!“ „Χριστὸς ἀνέστη!“, jubelte jede Zunge; Pauken und Trompeten erschallten, die Musik spielte den muntersten Tanz. Alle umarmten und küssten sich jubelnd: „Christus ist erstanden!“ Draußen donnerte Schuss auf Schuss, Raketen stiegen empor, Fackeln wurden angezündet; Männer und junge Burschen, jeder mit seinem Licht in der Hand, tanzten in einer langen Reihe durch die Stadt; die Frauen machten Feuer an, schlachteten Lämmer und brieten sie auf der Straße; kleine Kinder, welche alle neue Feze und neue rote Schuhe erhalten hatten, tanzten im Hemde um das Feuer, küssten sich und sagten wie die Eltern: „Christus ist erstanden!“ O hätte ich eins dieser Kinder an mein Herz drücken und mit ihm jubeln können: „Χριστὸς ἀνέστη!“ Es war rührend, erhebend und schön!

Auszug aus unserem Longseller „Griechenland und der Orient – Eine märchenhafte Reise“ von Hans Christian Andersen.

Der weltbekannte Märchendichter Hans Christian Andersen zeigt mit diesem Buch, dass er auch ein ausgezeichneter und feinfühliger „Reisereporter“ war: 1841 begab sich der dänische Autor nach Griechenland und sah vor sich „das Vaterland des Geistes“. Von dort ging es weiter in den Orient, die „Heimat der Märchen“. Andersen schreibt begeistert, unvoreingenommen, humorvoll und romantisch. Auf der Heimreise stellte er fest: „Noch hat kein Buch ein wahres Bild von Griechenland und von dem, was ich vom Orient gesehen habe, gegeben.“ Zusammen mit 50 Stichen aus dem 19. Jahrhundert und den mitreißenden Schilderungen Andersens ist dieses Buch ein zeitloses, lebendiges Dokument über Griechenland und den Orient.


cover andersen 300

Nach oben

 Warenkorb