Wenn wir uns se dekapénte méres, also in fünfzehn Tagen wieder treffen wollen, muss jedem klar sein, dass das in zwei Wochen bedeutet. Nun hat auch in Griechenland die Woche sieben Tage. Umso merkwürdiger ist dieser Begriff fünfzehn Tage. Es gibt dazu auch extra noch ein Substantiv: Dekapenthímero – 15 Tage als Einheit.
Dabei nennen die Griechen ja ihre Woche ausdrücklich nach der Siebenzahl: evdomáda, die auch im Deutschen eine Rolle spielt, etwa in der Hebdomadenlehre bei Leibniz oder beim Hebdomadar, dem Geistlichen in der 50 katholischen Kirche, der den Wochendienst zu versehen hat. Diese Hebdomade ist also eine Siebenereinheit, die bei der Monade beginnt und in der Heiligen Triade – Agia Triada – die heilige Dreifaltigkeit ihre größte Verbreitung gefunden hat. In den romanischen Sprachen hat sich die lateinische septimana als settimana bzw. semaine durchgesetzt. Die germanische Woche bzw. week betont wohl eher den Wechsel einer Einheit von sieben Tagen. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang das zweiwöchentliche englische bi-weekly, was dem französischen bi-hebdomaire entspricht. Eine britische Spezialität, die fortnight, die also nicht die Tage, sondern die Nächte zählt, darf nicht unerwähnt bleiben, wobei anzumerken ist, dass US-Amerikaner mit diesem Wort nichts anfangen können. Doch auch für die Fünfzehntagezählung der Griechen gibt es ausreichend Kollegen. Angefangen bei den Kelten, die statt der Tage allerdings wieder die acht (!) Nächte der Woche – wythnos zur Einheit pythefnos für 15 Nächte aufstocken. Und schließlich ist das italienische quindicina, das spanische quincena oder das portugiesische quinzena ja von quindecim, und nicht von quattuordecim abzuleiten. Was letztendlich dazu führt, dass wir mit unseren 14 Tagen eigentlich einer Mehrheit von Fünfzehntagerechnern entgegenstehen, was uns allerdings wenig ausmacht, da wir immerhin Tage, und nicht Nächte zählen. Doch ist uns eigentlich jemals aufgefallen, dass wir von acht Tagen reden, wenn wir eine Woche meinen?
Aus der Neuerscheinung des GZ-Verlages: „Salz in der Soupa. Griechisch-Deutsche Sprachfindigkeiten II“