Makedonien erstreckt sich bekanntlich um Thessaloniki herum und grenzt südlich an das Ӓgäische Meer. Der Groβteil der Bevölkerung ist in der Landwirtschaft tätig; Makedonien ist sozusagen Griechenlands größter Obstkorb. Hier, in den Ebenen, reiht sich eine Plantage an die nächste. Das Angebot ist gigantisch, man findet jedes Obst, auf das man gerade Appetit hat. Es gibt Trauben, Ӓpfel, Erdbeeren, Kiwis, Birnen, Kirschen, Pflaumen, Feigen. Auch ist Makedonien Griechenlands größtes Anbaugebiet für Pfirsiche.
Im Frühling verwandeln sich die makedonischen Ebenen in ein einziges weißes Blütenmeer. Auf mehr als vier Millionen Quadratmetern werden um die zwanzig Pfirsichsorten kultiviert. Während ihrer Wachstumsperiode sind die Pfirsiche äußerst empfindlich, was Temperaturschwankungen angeht. Kälte und Hagel können die empfindlichen Blüten vernichten, unvorteilhafte klimatische Bedingungen schädigen die jungen Pfirsiche, die dann, wenn sie angeschlagen sind und nicht makellos zum Kauf angeboten werden können, in der Saftproduktion enden. Die Pfirsichbauern haben nicht nur im Frühling, sondern das ganze Jahr über zu tun. Im Winter gehören die Böden gedüngt, die Ӓste beschnitten. In der frühen Wachstumsperiode müssen die Früchte ausgedünnt werden, da an den Zweigen weitaus mehr Pfirsiche hängen, als die Bäume im Sommer zu tragen imstande sind. Von Tausenden von Bäumen werden um die 30 Prozent unreifer Früchte entfernt, damit die übrigen Pfirsiche genügend Kraft haben, um eine bestimmte Größe zu erreichen. Bis zu 20.000 Tonnen Pfirsiche, bis zu 10.000 Tonnen Nektarinen werden pro Jahr geerntet und als Frischobst, tiefgekühlt, in Dosen und zu Säften verarbeitet, von makedonischen Kooperativen im Inland, in Europa, Asien und auf amerikanischen Märkten zum Kauf angeboten. Die Pfirsiche, Prunus persica, gelangten bereits vor Jahrtausenden aus China über Persien nach Griechenland. Man nimmt an, dass sie hier bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. heimisch waren. Unter den Römern wurden die Pfirsiche dann erstmals systematisch gezüchtet. Antike Schriftsteller bezeichneten die rote süße Frucht auch als persischen Apfel oder persike. Die heutige griechische Bezeichnung rodάkinon ist übrigens auf das lateinische duracinus – hartkernig – zurückzuführen. Und die Nektarine? Es gibt keine Auskunft darüber, wie die erste pelzlose Frucht entstand, ob sie eine Pfirsichmutante oder ein Bastard aus Pflaume und Pfirsich war!
Linda Graf