Skifahren auf Kaimaktsalan und Baden in Pozar
Thessaloniki ist nicht nur ein idealer Standpunkt für sommerliche Ausfahrten ans Meer, sondern ebenso für das Skifahren im Winter. Gleich vier Skigebiete stehen zur Auswahl, die man bequem an einem Tag besuchen kann – vorausgesetzt, es gibt genügend Schnee. Voll befahrbar ist in dieser Saison bislang nur der „Sahneräuber“, der Berg Voras, besser unter seiner türkischen Bezeichnung Kaimaktsalan bekannt.
Von Andrea Dimitriadis
Wie ein Riesenhaufen Sahne sieht er von Weitem tatsächlich aus, dieser völlig kahle Berg, rund 100 Kilometer von Thessaloniki entfernt. Die Fahrt geht durch den Regionalbezirk Pella, eine geschichtsträchtige Region. Sie ist reich an archäologischen Fundstätten. Die Landschaft um die Hauptstadt der Region, Edessa, ist fruchtbar und bekannt für ihre Wildheit. In Edessa sollte man unbedingt einen Kaffee trinken und dabei die Wasserfälle bestaunen, bevor die Reise weitergeht.
Der Kaimaktsalan ist mit 2.524 Metern der vierthöchste Berg Griechenlands. Er wirkt durch das Fehlen jeglicher Vegetation ungastlich, und der Wind fegt hier nicht selten ungebremst über die Pisten. Nichtsdestotrotz wird er von Skifahrern gern besucht, denn seine insgesamt sechs Pisten sind breit und stets gut präpariert. Die ganz Waghalsigen können sich sogar Drachen ausleihen, von denen sie auf den Skiern über die Kämme gezogen werden.
Manche lieben es hoch in den Lüften
Auf dem Gipfel des Berges befindet sich die Kirche des Propheten Elias, die an hier im 1. Weltkrieg gefallene serbische Soldaten erinnert. Vom Gipfel hat man einen weiten Ausblick auf die Region um Edessa und den See Vegoritida. Gegenüber im Süd-Westen sieht man die Pisten des Skigebietes 3-5-Pigadia so nah, dass man am liebsten mit einem Gleitschirm, den man hier ebenfalls mieten kann, hinübersegeln würde.
Das Besondere dieses Berges ist, dass auf seinem Grat die Grenze zu Früheren Jugoslawischen Republik Mazedonien (FYROM) verläuft. Während seine südlichen und östlichen Ausläufer sich in Griechenland befinden, erstrecken sich die westlichen und nördlichen Ausläufer auf dem Staatsgebiet der FYROM. Von der anderen Seite sieht man manchmal hartgesottene Skitour-Bergsteiger heraufkommen, die den am Gipfel gelegenen Ankerlift für ein paar Schwünge auf griechischem Boden nutzen.
In diesem Grenzgebiet um den Voras wurde in den Dörfern lange Zeit noch das sogenannte Slawomazedonisch oder auch Ägäis-Mazedonisch gesprochen, das mit der Sprache der Bergbesucher aus der FYROM und dem Bulgarischen eng verwandt ist. Man geht heute immer noch von einigen Zehntausend griechischen Bürgern aus, die diese Sprache sprechen.
Alexandros und Maria verkaufen Selbstgemachtes.
Hübsche Hotels aus Naturstein und Holz
Um nach dem Skifahren seine Muskeln zu entspannen, empfiehlt sich ein Besuch des Heilbades Pozar, auch als Loutra Loutraki, Loutra Aridea oder mit seinem alten griechischen Namen als Orma bezeichnet. Der Ort liegt etwa eine halbe Stunde vom Skizentrum entfernt. Um ihn zu finden, sollte man die verschiedenen Bezeichnungen im Hinterkopf behalten, denn die Verkehrsschilder bedienen sich ihrer wahlweise und ohne durchschaubares System.
Die Anfahrt auf die Schlucht ist gesäumt von vielen hübschen Hotels und Restaurants in Naturstein und Holz. Breite Bürgersteige kommen dem Wunsch der internationalen Gäste nach Spaziergängen entgegen. „Besonders Russen haben wir im letzten Jahr viele“, sagt Alexandros, der gemeinsam mit seiner Frau Maria auf dem kleinen Platz vor den Bädern selbstgemachte Marmeladen, Nudeln, Weizengerichte, Kosmetika u.v.a. anbietet. Neben den Russen kämen Deutsche, Ungarn, Franzosen und eben auch besonders viele aus der nahegelegenen FYROM. Maria und Alexandros stammen aus dem Dorf Loutraki, und ihre Mütter kümmern sich daheim um den Nachschub für den Verkaufsstand.
Außenbecken von Pozar
Ein Tag wie ein langer Urlaub
Zum Baden gibt es verschiedene Angebote: Entweder steigt man für zwei Euro in das großzügige Außenbecken direkt an den Wasserfällen, wenn man es nicht vorzieht, die kleineren Becken innerhalb des Kurgebäudes zu nutzen, oder man mietet sich eine Privatwanne für zehn Euro pro Stunde, in die drei Personen passen. Handtücher und Bademäntel können sich Spätentschlossene an der Kasse leihen.
Dem metallhaltigen Thermal-Wasser werden Heilkräfte nachgesagt. Ärzte raten sogar, es abzufüllen und zu Hause zu trinken. Es ist Grundwasser, das im Tiefenbereich der Erde zirkuliert, sich dort entsprechend aufheizt und wieder an die Erdoberfläche zurückkehrt. Die 37 Grad Wärme tun dem Körper nach den Torturen auf den eiskalten Höhen des Voras himmlisch gut.
Den anschließenden Bärenhunger stillt man am besten in der Taverne „Oasis“, die 500 Meter nach dem Ortsausgang Loutraki auf der linken Seite liegt. Hier bekommt man neben den köstlichen Ofengerichten frisches Gemüse aus eigenem Anbau serviert. Dazu kann man einen fruchtigen Rotwein aus dem nahegelegenen Piperia trinken.
Müde und zufrieden kehrt man in die Stadt zurück und hat nach nur einem Tag das Gefühl, im Urlaub gewesen zu sein.