Auf der Insel Kastelorizo wurde 1991 der Film „Mediteraneo“ von Gabriele Salvatore gedreht, der 1992 den Oscar als bester fremdsprachiger Film erhielt. Er spielt während des Zweiten Weltkrieges. In der Geschichte geraten vier italienische Soldaten Schritt für Schritt in den Bann der Insel. In Zeiten des Friedens fällt das einem Besucher umso leichter. Der zweite Teil der Reportage beginnt mit einem Besuch im ethnischen Museum.Auf der Kastelorizo wurde 1991 der Film „Mediteraneo“ von Gabriele Salvatore gedreht, der 1992 den Oscar als bester fremdsprachiger Film erhielt. Er spielt während des Zweiten Weltkrieges. In der Geschichte geraten vier italienische Soldaten Schritt für Schritt in den Bann der Insel. In Zeiten des Friedens fällt das einem Besucher umso leichter. Der zweite Teil der Reportage beginnt mit einem Besuch im ethnischen Museum.
In der Ottoman-Moschee, die am östlichen Hafeneingang nicht zu übersehen ist und heute ein kleines ethnisches Museum beherbergt, erfährt man Einiges über die Historie dieser Insel und ihrer unterschiedlichsten Besucher und Besatzer in all den vergangenen Epochen. Immer jedoch galt sie als umtriebiges Handelszentrum zwischen Europa und dem Orient. Vor und vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch verließen beinahe alle Einwohner die Insel, sie wurden zwangsevakuiert, bevor ihre Häuser in den Kriegswirren fast vollständig zerstört wurden. Die meisten wanderten nach Australien aus, wo heute noch etwa 50.000 Nachfahren leben. Der kleine Kulturverein „Friends of Kastelorizo – giving back to the island of our forebears“, der auch einen Limani Walking Guide mit allen Sehenswürdigkeiten der Insel herausgegeben hat, sowie der „Australien-Platz“ mit seiner wunderschönen Kirche, ist diesem starken Band zwischen Kastelorizo und seinen Nachkommen im fernen Kontinent gewidmet.
Auf Kastelorizo knüpft so mancher zärtliche Bande
Ein solches Band haben Monika und Damien vor einundzwanzig Jahren geschlossen. Damiens vor Jahrzehnten ausgewanderte Eltern kehrten nach seinem in Sydney absolvierten Abitur zurück nach Kastelorizo. Er half seinen Eltern in der neuen Taverne, brachte das elterliche Eigentum wieder in Schuss. Monika aus Deutschland wollte damals auf Kastelorizo ihren Inselhopping-Sommerurlaub starten. Sie rührte sich aber nicht mehr weg – natürlich auch wegen Damien. Beide, heute verheiratet, vermieten mittlerweile fünf gemütliche Studios, betreiben eine lauschige Taverne mit Café, in dem Monika sowohl das Frühstück als auch andere Köstlichkeiten serviert – sogar selbstgebackenen deutschen Kuchen. Nebenan kann man entspannt in einem ihrer beiden geschmackvollen Läden Souvenirs ausgewählte Einrichtungsgegenstände und hochwertige Sommerkleidung erstehen. Und die Krise? „Nun ja, mit dem Ordern von Ware gibt es Schwierigkeiten, man vertraut dem griechischen Zahlungsverkehr nicht mehr.“ Dann fügt sie hinzu: „Ich bin Stammkundin und Deutsche.“
Damiens, ein zurückgewanderter Kastelorizote und „seine“ Monika
Die Insel meistert die Flüchtlingsfrage gut
Täglich kommen kleine Gruppen von Flüchtlingen auf der Insel an. Viele werden von Monika aus ihrer Küche versorgt, wenn sie sich am Abend schüchtern annähern. Doch die Polizei stellt ihnen hier schnell neue Papiere aus, mit denen sie weiter nach Athen fahren, um dann die gefährliche Reise nach Nordeuropa anzutreten. Die kleine Insel meistert diese Situation sehr gut. „Es gibt hier nur einen Supermarkt!“ Monika lächelt verständnisvoll. In ihrer Küche beschäftigt sie seit diesem Jahr auch eine Köchin aus Nordafrika. „Man hilft, wo man kann.“ Urlaub woanders? „Nein“, lachen beide, „keine Zeit, und wir haben hier alles, was man zum Glücklichsein braucht“. Außer Weihnachten, dann zieht es beide zur Familie nach Deutschland, während die Familie aus Deutschland meistens im Oktober hierher kommt. „Dann ist es ruhig hier, und ich habe bei herrlichem Klima Zeit für meine Familie“, erklärt Monika.
Herzlich Willkommen in Wort und Tat
Herrliche Wanderwege zu Kirchen und Klöstern
In den frühen Morgen- oder Abendstunden sollte man sich die Zeit nehmen für wunderbare Spaziergänge auf dieser Insel. Am Wahrzeichen „Anker, Kreuz und Herz“ direkt an der Moschee beginnt ein romantischer kleiner Weg nach Mandraki, dem viel kleineren Fischerhafen. Hier geht es sehr ruhig zu. Die meisten spazieren dann noch etwas weiter zu den kleinen Buchten, wo man herrlich schwimmen kann. Von den oberhalb gelegenen Burgruinen aus hat man einen wunderbaren Ausblick auf Megisti und die unbewohnten Nachbarinseln. Nicht versäumen sollte man auf dem Weg zum Archäologischen Museum das wenige Stufen hoch gelegene lykische Grab aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. Eine große Treppe bringt einen zurück zur Hafenpromenade.Im Hinterland gibt es herrliche Wanderwege zu verschiedenen Kirchen und Klöstern, die nach und nach restauriert werden. Als man in einem Jahr die 315 Stufen hinauf zum Kloster Agios Giorgios weiß kalkte, staunten die gegenüber liegenden Türken nicht schlecht. „Diese fleißigen Griechen, bauen so viele Stufen hoch in nur drei Tagen!“ Der Besuch dieses Klosters, das gerade restauriert wird, lohnt allein schon wegen seiner Wandgemälde. Man kann sich auch mit dem Taxi hinauf fahren lassen, so sieht man etwas vom schlichten Inselinneren, um dann die Stufen, begleitet von einem herrlichen Ausblick über die gesamte Bucht, wieder zum Hafen herabzusteigen.Staat und orthodoxe Kirche investieren viel in diese kleine Insel. Es gibt hervorragende Schulen. Die Jugend soll bleiben und die Einwohnerzahl soll wieder wachsen, so wie es sich nicht nur Giorgos wünscht, hier, im östlichsten und kleinsten griechischen Zipfel Europas.
Herrliche Wanderwege zu Kirchen und Klöstern
Text und Fotos von Lydia Klütsch