Verunreinigter oder geschmuggelter Treibstoff überschwemmt griechische Tankstellen. Diesen Vorwurf erhob Themis Kourtzis, Präsident des Panhellenischen Verbandes der Treibstoffhändler (POPEK) und Vorstandsmitglied des Verbandes der Tankstellenbetreiber von Thessaloniki. Er ortete für diese Misere eine Mitverantwortung der Regierung und bemängelte unzureichende Kontrollen.
Fast 30 Prozent des Kraftstoffes auf dem griechischen Markt sind gepanscht oder Schmuggelware. Rund 3.000 Familienbetriebe hätten in der Folge in den letzten Jahren schließen, sich den großen Raffinerien oder gar den Schwarzhändlern „unterordnen“ müssen. Diese Feststellungen machte vor wenigen Tagen POPEK-Präsident Themis Kourtzis im Rahmen einer Pressekonferenz in Thessaloniki. „Die Branche“, so die Ansicht von Kourtzis, „wird von Kriminalität beherrscht“. Gleichzeitig betonte er, dass für die „Regelwidrigkeiten“ nur etwa sechs bis sieben Prozent der Tankstellen verantwortlich seien. Die Kosten, die dem Staat durch die Kraftstoffkriminalität entstehen, schätzte er auf rund 700 Millionen Euro pro Jahr. Kontrollen des Ministeriums für Entwicklung und Investitionen haben unterdessen folgendes ergeben: 6,4 Prozent der Proben an den Tankstellen sind „nicht normal“, bei 9,68 Prozent der insgesamt 19.000 Inspektionen wurden Verstöße festgestellt. Ungefähr 276.000 Liter Flüssigbrennstoff und 7,5 Millionen Liter Flüssiggas wurden im Rahmen von Kontrollen beschlagnahmt.
Lösungsmittel statt Kraftstoff
Die findigen Betrüger wenden die unterschiedlichsten Tricks an, wie die Experten darlegen. Da verlässt etwa Treibstoff, der für die Ausfuhr bestimmt ist, nie das Land, sondern landet unter Umgehung der Gesetze in heimischen Tanks. Die Drahtzieher profitieren hierbei von den auf Kraftstoff erhobenen Steuern von etwa einem Euro pro Liter Benzin. Eine häufige Methode ist auch die Verfälschung mit billigen Lösungsmitteln wir Toluol, welches nur etwa ein Zehntel des Benzinpreises kostet und im Kraftstoff, selbst in großen Mengen, nicht nachgewiesen werden kann. Aber auch an den Tankstellen selber kommt es zu Betrügereien. So wird an den Zapfsäulen eine geringere Menge deklariert, als der Verbraucher tatsächlich kauft. Der Überschuss wird an eine andere Person weiterverkauft. Der Wert dieser Schwarzmengen geht in die Milliardenhöhe.
Billig kann teuer werden
Die schwarzen Schafe unter den Treibstoffhändlern und -verkäufern beeinflussen die gesamte Branche. „Wenn man einen Teil der Industrie zu billig, unter den Betriebskosten, verkaufen lässt, dann wird ein anderer, der überleben will, das Gleiche tun, da es keine Sanktionen gibt. Auf diese Weise wächst das Problem“, betonte Kourtzis gegenüber dem Monatsmagazin aus Thessaloniki Parallaximag. Kourtzis warnte die Verbraucher in diesem Zusammenhang vor verdächtig niedrigen Preisen an Tankstellen. „Wer gepanschten Sprit billig kauft, der zahlt langfristig drauf“, betonte er. Dem eigenen Fahrzeug schade man so nur. Das Problem von verunreinigtem und zu billig verkauftem Treibstoff habe sich in den letzten drei Jahren enorm vergrößert, behauptete Kourtzis. Seinen Anfang genommen habe das Phänomen in Athen: Nachdem die Hauptstadtregion mit illegalem Kraftstoff überschwemmt worden sei, „breitet sich das Übel auf Thessaloniki und den Rest der städtischen Zentren aus.“ Als Mitursachen nannte der POPEK-Präsident in erster Linie fehlende Kontrollen und das Ausbleiben von Sanktionen. (GZmf)