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Mehr als tausend Beschäftigte bangen um ihren Job Tagesthema

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Foto (© Eurokinissi): LARCO-Anlagen Foto (© Eurokinissi): LARCO-Anlagen

Die Regierung beschleunigt die Ausschreibungen für den Verkauf oder die Verpachtung der Anlagen von LARCO, der Allgemeinen Bergbau- und Metallurgiegesellschaft. Im Zuge dieser Privatisierung sollen 1.080 Beschäftigte an verschiedenen Standorten im Land entlassen werden. 300 Familien wären davon betroffen.


Die griechische Allgemeine Bergbau- und Metallurgiegesellschaft LARCO wurde bereits 1963 gegründet. Sie ist einer der größten Nickelhersteller der Welt und fuhr in den vergangenen Jahren fast konstant Verluste in Millionenhöhe ein. An LARCO, das unter Sonderverwaltung steht, hält der Griechische Immobilienfonds 55,2 Prozent, die Nationalbank 33,45 Prozent und die Öffentliche Stromgesellschaft DEI, dessen größter Schuldner LARCO ist, 11,4 Prozent. Die akuten finanziellen Belastungen durch das Unternehmen scheinen für die Regierung mit eine Rolle gespielt zu haben, die Privatisierung zu beschleunigen. Der Europäische Gerichtshof verhängte kürzlich eine einmalige Geldbuße in Höhe von 5,5 Millionen Euro gegen Griechenland, weil es versäumt hatte, illegale staatliche Beihilfe in Höhe von 160 Millionen Euro für LARCO im Zeitraum 2008 bis 2011 zurückzufordern. Bei Nichtumsetzung des Urteils droht ein Strafgeld in Höhe von vier Millionen Euro für jeden sechsmonatigen Verzug. Die erste Ausschreibung für LARCO beinhaltet die Übertragung der Bergwerke von Euböa, Fthiotida, Böotien (Gebiet Ag. Ioannis) und Kastoria, der Lagerbestände an Erzen, Nebenprodukten und wiederverwertbaren Stoffen sowie von Grundstücken. Die zweite Ausschreibung, durchgeführt vom Griechischen Immobilienfonds, betrifft den Verkauf bzw. die langfristige Verpachtung des LARCO-Werks und der Bergwerke in Larymna und Loutsi. Sechs Großinvestoren – darunter der Konzern Mytilineos und die GEK TERNA Group – haben bereits Interesse an einer Übernahme bekundet.

„Frei von Βelastungen“

Momentan läuft die zweite Phase des Privatisierungsverfahrens, in der bis März 1.080 Beschäftige entlassen werden sollen, sodass etwaige neue Investoren die Anlagen übernehmen können. Dadurch würden etwa 300 Familien ihre Eigenheime, die im Besitz von LARCO sind, verlieren. Gewerkschaften und Beschäftigte sind schockiert. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer über 55 Jahren sozial verträglich bis zur Rente geführt werden sollen. Die Hoffnung der Beschäftigten auf den Erhalt der Arbeitsplätze musste vorige Woche begraben werden. Eine Telefonkonferenz der drei Minister für Finanzen, Arbeit und Umwelt mit den Arbeitnehmervertretern verlief offenbar ergebnislos. Das Scheitern der Verhandlungen kommentierte der Vorsitzende der Metallgewerkschaft in der Präfektur Fthiotida, Panagiotis Politis, in einem Radio-Interview. In Fthiotida, konkret in Larymna, befindet sich eine Produktionsstätte mit der größten Anzahl der LARCO-Beschäftigten. Politis vertrat die Auffassung, dass die zuständigen Minister die Ausschreibungsverfahren für den Verkauf der angeschlagenen Firma beschleunigen und die Entlassung aller Mitarbeiter vorantreiben würden. Ziel der Regierung sei es, potenziellen Investoren die Vorlage von endgültigen Angeboten noch im Monat März, „frei von Βelastungen“ der Arbeitnehmerschaft, zu ermöglichen. Der Gewerkschafter kündigte Widerstand an, Entlassungen werde man nicht hinnehmen, so Politis. Und er fügte hinzu: „80 Kollegen haben wir hier verloren, entweder durch Arbeitsunfälle oder durch Berufskrankheiten“.

Abwertung eines Unternehmens

Die größte Oppositionspartei, das Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA) sagte unterdessen den Beschäftigten von LARCO Unterstützung zu. Man werde ihnen „in ihrem gerechten Kampf für die Sicherung ihrer Arbeitsplätze und Arbeitsrechte in jeder Hinsicht zur Seite stehen.“ Die Kommunistische Partei Griechenlands KKE bezeichnete die geplanten Entlassungen als Teil der „langjährigen Politik der Abwertung, Aufgabe, Verleumdung und Übervorteilung eines strategisch wichtigen Unternehmens“. Auch die SYRIZA-nahe Gewerkschaftsfraktion EMEIS-ARKI warf der Regierung vor, nur auf die Interessen der potenziellen Investoren Rücksich zu nehmen, ohne die sozialen Folgen für die Arbeitnehmer sowie für Teile der Gesellschaft abzufedern. (Griechenland Zeitung / Marco Fründt)

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