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Die Belagerung der Akropolis

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Archivfoto (© Griechenland Zeitung) Archivfoto (© Griechenland Zeitung)

Der größte Teil der Stadt Athen ist unbewohnt, da die Türken ihn dominieren. Dessen ungeachtet herrschte in dieser Stadt eine große Tätigkeit. Handwerker aller Art arbeiteten, und der Handel war unter den obwaltenden Verhältnissen ziemlich lebhaft.

Einige Seifensiedereien und Ölmühlen waren stets im Gange. Die türkischen Dampfbäder sind von vorzüglicher Einrichtung. An Kaffeehäusern fehlt es auch nicht. Die Häuser, welche die fremden Konsuln bewohnen, sind, wenn auch in morgenländischem Geschmack, doch mit europäischer Bequemlichkeit eingerichtet.

Das vom Pascha von Athen früher bewohnte große Gebäude war innen beinahe gänzlich zerstört. Es hat einen schönen großen Hofraum und ist rings mit hohen Mauern umgeben, welche die türkische Eifersucht verraten. Einen Teil des Mauerwerks bilden die Ruinen eines dem Jupiter geweiht gewesenen Tempels. Alle anderen Häuser waren mehr oder weniger zerstört, doch gab es auch der gut erhaltenen noch viele. Die ganze Stadt ist übrigens mit einer Mauer umgeben, innerhalb welcher der Theseustempel in voller Pracht steht.

Den 23. März war alles in Bereitschaft, um das Bombardement zu beginnen. Das nötige Pulver war aus Hydra herbeigeschafft worden. Unsere Batterie lag den türkischen gegenüber, in ziemlich gleicher Höhe mit denselben. Sie war mit einem Erdaufwurf vor dem Flintenfeuer geschützt, denn trotz der Entfernung von ungefähr 1.300 Schritt mussten wir auf ein solches bedacht sein. An demselben Tag nachmittags warfen wir die ersten Bomben in die Festung, nachdem vorher nochmals eine Aufforderung zur Übergabe an die Besatzung gemacht war. Die Belagerten hatten abschlägig geantwortet und erklärten dagegen: „Schießt nur, wir kennen recht gut euern Vorrat an Munition; wenn ihr fertig seid, wollen wir anfangen.“

Von einem nahe bei der Festung liegenden hohen Berge, auf welchem sich eine Kapelle befindet, konnten wir durch Fernrohre deutlich die Verwirrung bemerken, welche in der Festung die Bomben bewirkten. Die Türken flüchteten ihre Weiber, Kinder und Habseligkeiten in die feuerfesten Gewölbe der Propyläen. Unser Hauptaugenmerk war ein viereckiger hoher Turm, auf welchem sich eine Flintenbatterie befand, und das angebliche Pulvermagazin.

Auszug aus dem Buch „Deutsche Philhellenen in Griechenland 1821-1822

Philhellenen 6 SMALL

Mehr über die damaligen Geschehnisse erfahren Sie außerdem im Roman „Held von Kastropyrgos. Ein Schicksal aus dem griechischen Befreiungskrieg 1821“ des wegweisenden griechischen Schriftstellers M. Karagatsis.

Kastropyrgos

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