Griechenland ist sichtlich darum bemüht, die Reisezeit auf das ganze Jahr über auszuweiten. Deswegen sollen auch Ski-Gebiete und die Aquakultur aufgewertet werden. Weiterhin wird ins Straßennetz und archäologische Stätten investiert. Doch es gibt auch Kritik.
Die Kooperation zwischen Griechenland und Saudi-Arabien in Tourismusfragen hat „in den letzten Jahren explosionsartig zugenommen“. Das geht aus einer offiziellen Mitteilung des Tourismusministeriums hervor; Ministerin Olga Kefalogianni hatte Anfang der Woche Premierminister Kyriakos Mitsotakis bei einem offiziellen Besuch in der historischen Oase Al-ʿUla begleitet. Dort hatte sie Gelegenheit, sich mit Vertretern der Tourismusbranche zu treffen und den bilateralen Urlauber-Austausch zu fördern. Auch die Einberufung eines gemeinsamen Kultur-Gremiums wurde ins Auge gefasst.
Abbau der Bürokratie für Unternehmer
Zuvor hatte sich Kefalogianni dafür ausgesprochen, dass der griechische Tourismus weiterhin ein „Hauptdarsteller auf internationaler Ebene“ bleiben werde. In diesem Zusammenhang kündigte sie an, dass es künftig einfacher sein soll, Unternehmen der Reisebranche zu gründen. Die dafür notwendigen bürokratischen Schritte sollen vereinfacht werden. 2024 wurden etwa 63.000 neue Unternehmen gegründet; 2023 lag diese Zahl bei 58.200; davon entfielen 9.000 auf den Bereich Gastronomie und Tourismus.
Auch die griechische Gastronomie ist verlockend.
Ein Schwerpunkt der Regierung für die Branche liegt derzeit beim Ausbau des Gebirgstourismus. Gerade hier könnte es das ganze Jahr über ein touristisches Angebot geben: Skizentren stehen auf der Liste ganz oben. Die Überlegungen gehen dahin, dass diese das ganz Jahr über Aktivitäten anbieten könnten.
Stärker ins Auge gefasst werden sollen aber etwa auch kultureller und religiöser Tourismus. So soll vom Byzantinischen Museum eine Kulturroute unter dem Titel „Auf den Spuren des Apostels Paulus“ koordiniert werden. – Investiert werden soll auch in die Förderung des Tauchtourismus.
Neuer Rekord bei den Urlauberzahlen
Der Verband der Touristikunternehmen SETE geht für 2024 gab jüngst bekannt, dass Hellas von 41,6 Millionen Urlaubern besucht wurde. Dies sei eine Zunahme von 22,4 % im Vergleich zu 2023. Die meisten Feriengäste kommen aus Deutschland, Italien, Frankreich, dem Vereinigten Königreich und den USA und bestreiten etwa die Hälfte der Branche-Einnahmen.
Unterdessen berichtet das Institut des Verbandes der Griechischen Touristik-Unternehmen (Insete), dass fünf griechische Regionen etwa 90 % der Einnahmen aus der Reisebranche erwirtschaftet hätten. Das seien die Südägäis (27 %), Kreta (26 %), Attika (19 %), die Ionischen Inseln (10 %) und Zentralmakedonien (8 %). Es wird darauf hingewiesen, dass Griechenland insgesamt 13 Regionen umfasst, die weniger von diesem Wirtschaftszweig profitieren, was man ändern sollte.
Am Strand
Kritik an der Regierung aus Messenien
Zufrieden mit den jüngsten Entwicklungen zeigen sich im Großen und Ganzen auch die Hoteliers. Sie machen allerdings darauf aufmerksam, dass sie mit einem gravierenden Personalmangel zu kämpfen haben. In diesem Jahr hätte man mindestens 50.000 mehr Arbeitskräfte benötigt, als tatsächlich zur Verfügung standen.
Kritik an der Arbeit der Regierung wurde von der Hotelier-Vereinigung von Messenien auf der Peloponnes geübt. Die Ferienindustrie entwickle sich ihrer Ansicht nach „ohne Kompass und Perspektive“. Vor allem kleinere und mittlere Unternehmen stünden vor dem Aus. Auf Daten von Insete basierend wurde bemängelt, dass im Jahr 2024 zwar mehr Urlauber in die Region gekommen seien, sie seien jedoch weniger Tage als 2023 geblieben und hätten weniger Geld ausgegeben. Die erwirtschafteten Einnahmen seien von 325,1 Millionen Euro auf 305 Millionen Euro geschrumpft. Um Abhilfe zu schaffen, fordert die Vereinigung etwa die Einrichtung von mehr Flugverbindungen, etwa mit Kreta und Thessaloniki.
Aufwertung der Infrastruktur
Was eine allgemeine Verbesserung der Infrastruktur betrifft, so ist in der nordgriechischen Metropole Thessaloniki eine Brücke in Bau, die die lokale Umgehungstraße aufwerten soll. Dadurch soll auch der Zugang zum Flughafen „Makedonia“ sowie das Reisen auf die Halbinsel Chalkidiki schneller und sicherer gestaltet werden. In diesem Sinne wird auch die nordgriechische Autobahn Egnatia Odos aufgewertet, um Städte der Region verkehrstechnisch besser anzubinden.
Was die Hauptstadt Athen betrifft, so soll dort etwa die archäologische Stätte der Antiken Agora umgestaltet werden, damit diese nicht zuletzt für Menschen mit Behinderung besser zugänglich wird. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)