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Mykonos: Abzocke vertreibt Touristen Tagesthema

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Postkarten-Insel Mykonos: weißgetünchte Kykladenhäuser, malerische Windmühlen, kosmopolitische Strände un "gute" Preise (© Eurokinissi). Postkarten-Insel Mykonos: weißgetünchte Kykladenhäuser, malerische Windmühlen, kosmopolitische Strände un "gute" Preise (© Eurokinissi).

Griechenland steuert in diesem Jahr auf einen neuen Reiserekord zu. Die bisherigen Bestmarken bei den Urlauberankünften und Tourismuseinnahmen aus dem Jahr 2019 könnten überboten werden. Aber ausgerechnet ein Flaggschiff der griechischen Fremdenverkehrsbranche, die Promi-Insel Mykonos, meldet rückläufige Besucherzahlen.

In den ersten vier Monaten ging die Zahl der ausländischen Passagiere, die am Flughafen Mykonos ankamen, gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 28 Prozent zurück. Im April erreichte das Minus sogar 30 Prozent.

Luxus: Liege und Sonnenschirm

Mykonos gehört zu den griechischen Postkartenmotiven schlechthin: die weißgetünchten, würfelförmigen Kykladenhäuser, die Kapellen mit ihren rot gestrichenen Kuppeln, das tiefblaue Meer, der meist wolkenlose Himmel, die malerischen Strände. Aber der Ruf der Insel hat gelitten.
Jahr für Jahr drehten Hoteliers, Tavernenwirte und Barbesitzer an der Preisschraube. Jetzt ist offenbar die Schmerzgrenze für viele Besucher erreicht. Ein kleiner Snack und ein Glas Bier, und schon sind 50 Euro weg. „Nie wieder Mykonos“ – immer öfter sind im Internet solche Warnungen zu lesen.

Für Normalurlauber ist die Insel kaum mehr erschwinglich. Im Juli kostet selbst ein bescheidenes Doppelzimmer in einer Zwei-Sterne-Pension um die 150 Euro pro Nacht. Für die Unterkunft in einem der Vier- oder Fünf-Sterne Hotels werden oft zwischen 400 und 800 Euro pro Übernachtung aufgerufen.
Richtig zur Sache geht es an den Stränden. Für eine Liege und einen Sonnenschirm muss man pro Tag rund 50 Euro bezahlen. Wer es sich auf seinem eigenen Handtuch bequem machen möchte, muss mitunter lange nach einem Plätzchen suchen, denn die meisten Strände sind von einem Ende bis zum anderen mit Liegen zugestellt.

Teurer Ausblick aufs Meer

Immer wieder machen Urlauber auf Reiseportalen wie Tripadvisor ihrem Ärger über die Wucherpreise in den Bars und Restaurants Luft – unter Überschriften wie „Abzocke“, „Touristenfalle“ oder „griechische Gauner“. Darunter sind dann Quittungen wie diese abgebildet: 25 Euro für ein gezapftes Bier, 18 Euro für einen Tomatensaft, 70 Euro für ein Glas Prosecco, 98 Euro für eine Portion Calamari.

Ein beliebter Trick vieler Restaurant- und Barbesitzer ist es, den Gästen keine Speise- und Getränkekarte vorzulegen, sondern die Bestellung gleich aufzunehmen. Die böse Überraschung kommt dann beim Bezahlen. Eine Grundregel ist deshalb: Immer zuerst die Karte verlangen, die Preise studieren und erst dann die Bestellung aufgeben.

Bulldozer und verdeckte Ermittler

Mykonos macht auch in den griechischen Medien Schlagzeilen – aber anders, als es sich Tourismusunternehmer auf der griechischen Promi-Insel wünschen würden. Wo um diese Jahreszeit eigentlich gut betuchte Urlauber chillen und an einem Cocktail für 70 Euro nippen sollten, rücken jetzt Bulldozer an. Zwei bekannte Strandbars, das Nammos und das Principote, müssen illegal errichtete Gebäude abreißen. Beiden Unternehmen drohen empfindliche Strafen und sogar die Schließung.

Jahrelang wurde auf Mykonos wild gebaut. Oft über Nacht nahmen Barbesitzer ganze Strandabschnitte in Beschlag und zogen immer neue Anbauten hoch. Polizei und Baubehörden sahen untätig zu – Stichwort: Korruption. Die Regierung hat jetzt Spezialermittler nach Mykonos entsandt. Die bisherigen Nachforschungen deuten auf mafiöse Strukturen hin, in die Barbesitzer, Mitarbeiter der Baubehörden, Lokalpolitiker und Polizeibeamte verwickelt sind. Ein neuer Polizeichef soll jetzt die schwarzen Schafe in den eigenen Reihen aussortieren und auf der Insel für Ordnung sorgen. 

GZ/Gerd Höhler

 

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