Am Mittwoch kommender Woche (9.4.) sollen der Flug- und der Schiffsverkehr in Griechenland lahmgelegt werden. Ursache ist eine 24-stündige Arbeitsniederlegung der beiden Dachgewerkschaften Öffentlicher Dienst (ADEDY) und Privatwirtschaft (GSEE).
Gefordert werden etwa eine Senkung der Lebenserhaltungskosten sowie großzügigere Gehalts- und Lohnerhöhungen im staatlichen als auch im privaten Sektor.
Da sich auch die Fluglotsen an dem Streik beteiligen werden, dürften voraussichtlich sämtliche Flüge in, aus und nach Griechenland storniert bzw. verlegt werden. Lediglich Flüge für Notfälle oder des Rettungsdienstes sollen stattfinden können. Ähnlich sieht es beim Schiffsverkehr aus: Aufgrund der Beteiligung der Seeleute an dem Generalstreik bleiben an diesem Tag alle Schiffe vor Anker – einschließlich der Fähren. Gewerkschafter der Branche fordern u. a., dass die vom Gesetz vorgesehenen Arbeitszeiten eingehalten werden.
Die GSEE macht vor allem auf die Teuerung, auf die hohen Mietpreise für Wohnungen als auch auf fehlende Rahmentarifverträge aufmerksam. So wird betont, dass etwa ein Drittel der Bevölkerung mehr als 40 Prozent ihrer Gehälter für Wohnkosten ausgeben muss. Die kürzlich angekündigte Erhöhung des Mindestlohnes auf 880 Euro brutto sei der Gewerkschaft zufolge nicht ausreichend, um diese Ausgaben zu decken.
Die ADEDY besteht unterdessen darauf, dass sowohl das 13. als auch das 14. Monatsgehalt auch öffentlichen Dienst wieder eingeführt wird. In der Privatwirtschaft ist das bereits der Fall. Der Staatsrat – Griechenlands oberstes Verwaltungsgericht –soll im Rahmen eines Prozesses am 6. Juni über dieses Thema befinden. Abgeschafft wurden diese zusätzlichen Zahlungen – es handelt sich um Weihnachts-, Oster- und Urlaubsgeld – im Zuge der 2010 ausgebrochenen Finanz- und Wirtschaftskrise. Damals wurden auf Druck der internationalen Geldgeber einschneidende Sparmaßnahmen durchgeführt, die u. a. Gehalts- und Rentenzahlungen betrafen.
Eine Rolle bei den nun angekündigten Gewerkschaftsprotesten spielt auch ein schweres Zugunglück, das vor etwa zwei Jahren in der Nähe von Tempi 57 Menschen das Leben gekostet hatte. Die Seeleute etwa erklären, dass außer der Bahn auch der Schiffsverkehr nicht sicher sei. Am Sonntag hatten die Familienmitglieder von 16 der bei dem damaligen Unglück Verstorbenen in Katerini, nördlich von Tempi, demonstriert. Sie forderten Gerechtigkeit und dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Unterstützung erhielten sie von zahlreichen Einwohnern der Stadt.
Auch die Mitarbeiter des Einzelhandels von Thessaloniki gingen auf das Zugunglück ein. In einer Mitteilung hieß es, dass nicht nur die öffentlichen Nahverkehrsmittel betroffen seien. Das Thema der Sicherheit reiche bis hin zu Überschwemmungen und Waldbränden. In einer Mitteilung wurde erklärt, dass Griechenland jedes Jahr sieben Milliarden Euro an Ausgaben für die NATO habe. Eine Fregatte, wie sie Griechenland etwa in die Gewässer vor Palästina und dem Libanon entsandt habe, verschlinge an einem einzigen Tag 500.000 Euro an Ausgaben. Dies, so wurde vorgerechnet, seien die jährlichen Ausgaben eines Krankenhauses. Es wurde hinzugefügt, dass ihre Zunft seit 13 Jahre keine einzige Gehaltserhöhung miterlebt habe. Aufmerksam gemacht wurde auch auf zahlreiche Arbeitsunfälle und darauf, dass die sechstägige Arbeitswoche per Gesetz wieder erlaubt bzw. Praxis geworden sei. Die Vertreter des Einzelhandels der nordgriechischen Metropole fordern u. a. auch mehr staatliche Zuschüsse für die Gesundheit, Bildung sowie für den Schutz vor Naturkatastrophen. Außerdem wollen sie Rahmentarifverträge durchsetzen.
Gewerkschafter der Gemeinden wiederum erklären, dass sie innerhalb von zehn Jahren Lohnerhöhungen von lediglich 5 Prozent bekommen haben. Allein aufgrund der Teuerung sei jedoch ihre Einkommen um 20 Prozent zurückgegangen. Gefordert werden in diesem Zusammenhang „Maßnahmen gegen die Teuerung und gegen Wucherpreise“. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)