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Generalstreik: Flug-, Schiffs- und Bahnverkehr liegen am Freitag (28.2.) lahm Tagesthema

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Unser Archivfoto (© Eurokinissi) entstand am 7. Februar während einer Studentendemo in Thessaloniki. Unser Archivfoto (© Eurokinissi) entstand am 7. Februar während einer Studentendemo in Thessaloniki.

In Griechenland, aber auch in vielen anderen Ländern, werden am kommenden Freitag hunderte Demonstrationen in Erinnerung an das Eisenbahnunglück bei Tempi, das sich vor zwei Jahren ereignete, durchgeführt. Die Demonstranten fordern eine lückenlose Aufklärung der Unfallursachen. Durch den Zusammenstoß eines Intercitys mit einem Güterzug verloren damals 57 Menschen ihr Leben.

Am kommenden Freitag (28.2.) kommt es anlässlich des Zugunglücks von Tempi vor genau zwei Jahren zu einem Generalstreik in Griechenland. Dazu aufgerufen haben die beiden Dachgewerkschaften des Landes GSEE und ADEDY. Hauptanliegen ist, dass die Justiz die Hauptursachen des Zugunglücks aufdeckt und die tatsächlichen Verantwortlichen zur Verantwortung zieht.

Nah- und Fernverkehr betroffen
Mit dem Anliegen, in Griechenland sichere öffentliche Verkehrsmittel auf dem Land, in der Luft und auf den Meeren zu schaffen, treten an diesem Tag etwa auch Fluglotsen, Seeleute sowie die Mitarbeiter der Griechischen Bahn in den Ausstand. Aus diesem Grund werden Flüge am Freitag komplett storniert oder zumindest ändern sich deren Abflugzeiten, Schiffe liegen ganztägig vor Anker und Züge der Bahn bleiben in ihren Depots.
Wie sich die Angestellten der öffentlichen Nahverkehrsmittel am Freitag verhalten werden, bleibt offen. Die GSEE hat dazu aufgerufen, dass diese möglichst im Einsatz sein sollten, damit die Menschen ungehindert an den Demonstrationen teilnehmen können.
Fest steht bereits, dass die Besitzer von Taxis an diesem Tag (28.2.) zwischen 10 und 13 Uhr die Arbeit niederlegen werden. In den Ausstand treten außerdem Rechtsanwälte der griechischen Hauptstadt, Apotheker, Ärzte, Krankenhauspersonal und Lehrer.
Zudem könnten auch Beschäftigte des Einzelhandels am Streik teilnehmen. Auch zahlreiche Künstler bekundeten, dass sie im Gedenken an die Opfer vor zwei Jahren ihre Arbeit ruhen lassen. So etwa bleiben zahlreiche Nachtclubs mit Live-Musik geschlossen; viele Schauspieler werden an diesem Tag nicht im Theater auftreten.

Weltweite Protestwelle
Landesweit wurden mehr als 200 Protestaktionen angekündigt. Die größte davon findet ab 11 Uhr am Syntagma-Platz vor dem Parlament in Athen statt. Zur gleichen Uhrzeit wird vor der Venizelos-Statue in Thessaloniki demonstriert. Selbst auf den Inseln Santorini und Ios, wo derzeit tausende Erdbeben das Alltagsleben erschweren, sollen am Freitag Kundgebungen stattfinden. Das gleiche gilt für das Festland, die Halbinsel Chalkidiki, die Peloponnes sowie für zahlreiche Inseln, darunter Kreta.
Auch im Ausland soll des Unglücks vor zwei Jahren gedacht werden. Mit dem Hauptanliegen, dass die Justiz ihre Arbeit beschleunigen möge, werden dort dutzende Demonstrationen durchgeführt; mindestens 13 davon in Deutschland. Dazu zählen etwa Städte wie Berlin, Bonn, Köln, Düsseldorf, Leipzig, Frankfurt, Hamburg, Hannover und München. Zu Tempi-Protestaktionen kommt es auch in Österreich, der Schweiz sowie in Kanada und zahlreichen weiteren Ländern.
Letztmals hatte am 26. Januar mehr oder weniger spontan eine derartige Protestaktion stattgefunden, an der sich zigtausende Menschen beteiligten, vor allem in Griechenland, aber auch in anderen europäischen Ländern sowie in Amerika und Australien.

Wenig Vertrauen in die Justiz
Am den Protestzügen am Freitag werden sich auch Studenten und Elternverbände beteiligen. Das ist nicht verwunderlich, denn bei den meisten der Opfer von damals handelt es sich um Studenten.
Die Gewerkschaftsmitglieder der GSEE fordern, „dass der Rechtstaat endlich funktioniert“. Unterdessen wurde durch eine Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Alco bekannt, wonach 67 % der Befragten der Justiz bei den Ermittlungen zum Tempi-Zugunglück „nur wenig oder überhaupt nicht“ vertrauen. 72 % vertreten sogar die Ansicht, dass die Regierung im Rahmen des tödlichen Zugunglücks etwas „vertuschen“ wolle. Und etwas mehr als acht von zehn Griechen (81 %) sind der Meinung, dass sich die Sicherheit bei Bahnreisen in Griechenland seit dem Unglück nicht verbessert habe. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)


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