Er zählte zu jenen Kirchenmännern der Orthodoxie, die sich für eine Einheit der Religionen einsetzten. Am Samstag (25.1.) ist der Erzbischof von Albanien Anastasios verstorben. 30 Jahre seines Lebens hatte er in Afrika und ebenso lange in Albanien verbracht, wo er die orthodoxe Kirche nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wieder aufgebaut hatte.
Am Donnerstag (30.1.) findet die Beerdigung des orthodoxen Erzbischofs von Tirana, Durrës und ganz Albaniens, Anastasios, statt. Anwesend sein werden auch der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel Bartholomäus, der Erzbischof von Athen und ganz Griechenland Hieronymos sowie auch der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis.
Fünftägige Trauer
Die Beisetzung findet auf Wunsch des Verstorbenen in Albanien statt. Anastasios war das Oberhaupt der autokephalen orthodoxen Kirche von Albanien. Innerhalb von drei Jahrzehnten hatte er diese Kirche nach der kommunistischen Herrschaft unter Enver Hoxhas mehr oder weniger von Null an wieder aufgebaut.
Verstorben ist der Erzbischof im Alter von 95 Jahren am Samstag (25.1.) im Athener Evangelismos-Krankenhaus, wo er 21 Tage auf der Intensivstation behandelt worden war. Zuvor lag er in einem Krankenhaus in Albanien. Sein Leichnam blieb bis Dienstag in der Metropolis, der Hauptkirche Athens, aufgebahrt. Die Kirche von Albanien rief zu einer fünftägigen Trauer auf.
Abschied in der Athener Metropolis-Kirche
Dialog der Religionen
In einem Artikel für die Zeitung To Vima hatte Anastasios im Jahr 2002 festgestellt, dass „kein Weltfrieden ohne Frieden zwischen den Religionen“ bestehen könne; in allen Religionen werde der Respekt gegenüber den Mitmenschen gepredigt. Auch an anderer Stelle setzte er sich für einen Dialog zwischen verschiedenen Religionen ein. Von ihm stammen Feststellungen wie: „Kein Krieg ist heilig. Nur der Frieden ist heilig“ oder „Ein Verbrechen im Namen der Religion ist ein Verbrechen gegen die Religion“.
„Führende Persönlichkeit“
Griechenlands Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou beschrieb den Erzbischof als „eine der großen Persönlichkeiten der orthodoxen Kirche“. Sie hob hervor, dass er sich „gegen Intoleranz und religiösen Fanatismus“ gestellt hatte und stattdessen „für gegenseitiges Verständnis, Dialog, Brüderlichkeit und ein friedliches Zusammenleben der Völker“ eingetreten sei. Bespielhaft sei sein „unermüdlicher Kampf für den Wiederaufbau der orthodoxen Kirche Albaniens“ und seine „Unterstützung der griechischen nationalen Minderheit sowie sein Interesse am Fortschritt der albanischen Gesellschaft als Ganzes ohne religiöse oder rassische Diskriminierung“. Die Präsidentin fasste zusammen: „Die hohen Werte, die seinen Weg prägten, werden uns ständig bewegen.“
Dort wo Hellenismus ist
Ähnlich drückte sich auch Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis aus: Der Beitrag zur Orthodoxie von Erzbischof Anastasios sei „von unschätzbarem Wert“. Seine Spuren würden „in jedem Winkel der Erde, wo der Hellenismus lebt und atmet unauslöschlich bleiben“. Der Regierungschef erklärte, dass Anastasios auch beim Widerstand gegen die Diktatur in Griechenland aktiv gewesen sei. Zudem sei er ein „Pionier der Kirche in Albanien“ gewesen. Sein Beitrag sei nicht zuletzt als „eine Brücke der Verständigung“ zwischen diesen beiden Ländern zu verstehen. Der frühere Premierminister Kostas Karamanlis sprach von einem „charismatischen Hierarchen“.
Das Ökumenische Patriarchat lobte ebenfalls das Werk von Anastasios in Albanien „nach dem Sturz des atheistischen Regimes“. Er habe die Kirche von Albanien, von der „kaum etwas übrig geblieben war“, aus der Asche heraus wiederbelebt. Außerdem habe er in diesem Balkanland Kirchen, Waisenhäuser, ein Krankenhaus und eine Universität gegründet.
Studien in Deutschland
Für 30 Jahre war Anastasios jedoch auch in Afrika u. a. als Erzbischof der Diözese von Ostafrika aktiv, vor allem in Kenia, Uganda und Tansania. Engagiert war er außerdem in Südamerika, etwa in Mexiko und Guatemala. Außerdem war er Professor für Religionsgeschichte; studiert hatte er u. a. auch in Deutschland. Er sprach mehrere Sprachen und war auch mit mehreren Religionen aus Asien und Afrika gut vertraut.
Nach Albanien wurde er 1991 entsandt. Orthodoxe Christen leben vor allem im Süden des Landes, wo eine griechische Minderheit beheimatet ist. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)