Der frühere griechische Ministerpräsident Kostas Simitis (1996-2004) ist am Sonntag (5.1.) im Alter von 88 Jahren verstorben. Die Regierung der konservativen Nea Dimokratia ordnete eine viertägige Staatstrauer an. Die Trauerzeremonie findet am Donnerstag dieser Woche um 12 Uhr in der Athener Metropolis-Kirche statt; das Begräbnis erfolgt auf Staatskosten.
Simitis hatte am Sonntagfrüh unerwartet in seinem Ferienhaus in der Kleinstadt Agii Theodori, etwa 60 Kilometer südwestlich von Athen, einen Schwächeanfall erlitten. Er wurde sofort in das Krankenhaus von Korinth eingeliefert, wo er trotz aller Bemühungen der Ärzte kurz darauf verstarb.
Geboren wurde Simitis 1936 in Piräus. Von 1954 bis 1959 studierte er in Marburg Rechts- und Wirtschaftswissenschaften anschließend setze er seine Studien in London fort. Er beteiligte sich aktiv am Widerstand gegen die Militärdiktatur, die in Griechenland von 1967 bis 1974 die Macht an sich gerissen hatte. 1969 entging der durch die Flucht nach Deutschland einer Verhaftung. 1971 wurde er zunächst Dozent in Konstanz und kurz darauf Ordentlicher Professor für Handels- und Bürgerliches Recht an der Universität Gießen.
Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der PASOK (Panhellenische Sozialistische Bewegung) und erhielt Ministerposten unter Regierungschef Andreas Papandreou. Als letzterer aus gesundheitlichen Gründen als Premierminister zurücktreten musste, wurde Simitis im Januar 1996 dessen Nachfolger. Einige Monate später setzte er sich gegen seinen Mitbewerber Akis Tsochatzopoulos (1939-2021) bei der Wahl des PASOK-Vorsitzenden durch. Am 22. September 1996 gewann er die Parlamentswahlen und stand damit erneut an der Spitze einer sozialdemokratischen Regierung. Sein drittes Kabinett leitete Simitis nach den Wahlen im Frühjahr 2000 bis 2004. Er hat sich als Reformer Griechenlands einen Namen gemacht; sein besonderes Verdienst war es, dass Griechenland am 1. Januar 2001 der Eurozone beitreten konnte und dass Zypern 2004 in die EU aufgenommen wurde. (Griechenland Zeitung / jh)