Seit Ende Oktober scheint Bewegung in die Aufklärung terroristischer Betätigungen in Griechenland zu kommen. Ausschlaggebend war die ungewollte Explosion eines Sprengsatzes im Athener Stadtteil Ambelokipi, bei der einer der potentiellen Täter ums Leben kam.
Die Antiterroreinheit der griechischen Polizei ist schwer beschäftigt. Am Dienstag (19.11.) wurde eine konspirative Wohnung von Terroristen im Athener Stadtteil Pangrati entdeckt. Dort stellten die Behörden vor allem Waffen, Sprengstoff, Handgranaten und weiteres Beweismaterial sicher. Auf die Spuren des Verstecks war man durch einen Hinweis des Besitzers gestoßen. Medienberichten zufolge hatte er den Raum erst kürzlich vermietet. Weil der pensionierte Armeeoffizier noch etwas von dort abholen wollte, entdeckte er das Waffenarsenal.
Nun wollen die Antiterrorspezialisten herausfinden, ob die von Terroristen genutzte Wohnung in Pangrati mit einem weiteren im Athener Stadtteil Ambelokipi in Verbindung stehen könnte. In der letzteren hatte sich Ende Oktober eine Explosion ereignet: Ein Mann verlor dabei sein Leben und eine Frau wurde schwer verletzt. Bei der Detonation handelt es sich offenbar um einen Unfall, als der Täter versuchte, den Sprengsatz in einen Rucksack zu packen. Die Behörden gehen davon aus, dass eine terroristische Gruppe damit an diesem Tag einen Anschlag in Ambelokipi geplant haben dürfte.
Frühere Verbindungen
Unterdessen wurde am Montag ein 31-Jähriger festgenommen, der in der Vergangenheit in Verdacht stand, mit terroristischen Gruppierungen zu kooperieren. Seine Fingerabdrücke wurden auf einer Pistole sichergestellt, die man in einer der beiden Wohnungen fand. Der Rechtsanwalt des Verdächtigen erklärt, dass sein Mandant in der Vergangenheit tatsächlich eine solche Pistole besessen, diese jedoch an eine andere Person weitergereicht habe. Wegen eines versuchten Banküberfalls und einen versuchten Anschlag auf den Pkw eines Politikers war er zu mehreren Jahren Haft verurteilt worden.
„Gruppe der Volkskämpfer“
Im Zentrum der Ermittlungen stehen nun für die Fahnder mehrere terroristische Gruppierungen. Dazu zählt etwa die „Gruppe der Volkskämpfer“ (Omada Laikon Agoniston – OLA). Ihr zur Last gelegt wird u. a. im Jahr 2013 ein Anschlag auf die Residenz des damaligen deutschen Botschafters im Athener Stadtteil Chalandri. 2014 zeichnete OLA zudem verantwortlich für ein Attentat auf die Tageszeitung Kathimerini und 2018 auf den Radiosender Skai. Seither war sie mehr oder weniger nicht mehr aktiv.
„Revolutionärer Kampf“
Eine weitere Gruppe wurde unter dem Namen „Revolutionärer Kampf“ bekannt. Sie hatte u. a. an den damaligen deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble in Berlin sowie an das Büro des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Paris Briefbomben versandt. Ähnliche Sprengsätze der Gruppe konnten 2017 in einem Postamt in Ostattika sichergestellt werden. Die griechischen Behörden arbeiteten zu jenem Zeitpunkt eng mit deutschen Antiterrorspezialisten zusammen. Bereits damals wurden Verbindungen zwischen einer weiteren Gruppe, die als „Bande der Feuerherde“ bekannt wurde, und dem „Revolutionären Kampf“ vermutet. Die Sonntagszeitung To Vima berichtete, dass die griechische Polizei bereits seit 2022 davon ausgehe, dass sich in Hellas eine „junge anarchistische Generation“ herausbilde. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)