„Im Zweiten Weltkrieg wurde die jüdische Gemeinde Thessalonikis von den Nationalsozialisten nahezu vollständig ausgelöscht. Mit dem Neubau des Holocaust-Museums entsteht ein Ort der Erinnerung und Aufklärung, zu dem Deutschland einen wesentlichen Beitrag leistet.“ Dies ist eines der ersten Statements des deutschen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Rahmen seines dreitägigen Griechenland-Besuches.
Erster Stopp war am Dienstag (29.10.) die nordgriechische Metropole Thessaloniki, wo er mit seiner Amtskollegin Katerina Sakellaropoulou das Gelände besucht hat, auf dem künftig ein Holocaust-Museum entstehen soll, das von Deutschland mitfinanziert wird. Zu diesem Projekt erklärte Steinmeier in den Sozialen Medien: „Während des Zweiten Weltkriegs rollten vom Bahnhof in Thessaloniki aus die Züge in die Vernichtungslager nach Osteuropa. Die Nationalsozialisten pferchten Jüdinnen und Juden in Viehwaggons und deportierten sie. Sie löschten die jüdische Gemeinde der Stadt nahezu vollständig aus.“ Das Museum soll nun auf dem Gelände des ehemaligen Bahnhofskomplexes entstehen. Es sei „ein neuer Ort der Erinnerung und der Aufklärung: ein Holocaust-Museum, das mit deutscher Unterstützung errichtet wird“, so der Bundespräsident. Er fügte hinzu: „Es geht darum, immer wieder zu zeigen, dass hinter den Zahlen Gesichter, Namen, Schicksale und Angehörige stehen, die bis in die zweite und die dritte Generation das Leid ihrer Eltern und Großeltern teilen.“ Steinmeier fasste zusammen: „Wir müssen ein solches Museum auch als Auftrag begreifen, uns heute für Demokratie zu engagieren.“
In Thessaloniki trafen sich Steinmeier und Sakellaropoulou außerdem mit zwei Überlebenden des Holocaust.
Die Reise des Besuchers aus Berlin ging am gleichen Abend weiter nach Athen, wo er die Anlagen des Pharmaunternehmens Boehringer Ingelheim Hellas im ostattischen Ort Koropi besucht hat. „Das deutsche Pharmaunternehmen betreibt hier seit 1975 eine Produktionsanlage mit Fokus auf innovativen Medikamenten gegen Diabetes“, so Steinmeier. In den Sozialen Medien erklärte er außerdem, dass das Unternehmen auf Umweltschutz und Ressourcenschonung achte: „Eine eigene Kläranlage filtriert das genutzte Wasser und der Strom stammt ausschließlich aus erneuerbaren Energien.“ Am heutigen Mittwoch steht u. a. ein Treffen mit Premierminister Kyriakos Mitsotakis auf dem Programm.
Die liberale Tageszeitung Kathimerini brachte Steinmeiers gestrigen Besuch in Thessaloniki auf die Titelseite und zitierte ihn mit den Worten: „Ich stehe hier, und fühle Scham.“ Die links orientierte Tageszeitung I Efimerida ton Syntakton (Die Zeitung der Redakteure) titelte: „Eine Entschuldigung reicht nicht, Herr Steinmeier“. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)