„Unser Ziel ist Steuergerechtigkeit und die Bekämpfung der sozialen Ungerechtigkeiten.“ Dieses Statement stammt vom Vorsitzenden der sozialistischen Partei PASOK Nikos Androulakis. Geäußert hat er ihn im Zuge des Wahlkampfes für den bevorstehenden Urnengang vom 25. Juni.
Nach dem offiziellen Ausbruch einer Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2010 waren die Sozialisten von den Wählern zunächst schmerzhaft bestraft worden. Zeitweise musste diese Partei sogar um den Einzug ins Parlament bangen. In den letzten Jahren hat sie sich zumindest als drittstärkste Parlamentskraft etablieren können. Neues Ziel ist nun, noch vor dem Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA) zur zweistärksten politischen Kraft aufzusteigen. In einigen Regionen Griechenlands kam die PASOK bei der Stimmauszählung des Urnenganges vom 21. Mai noch vor SYRIZA auf den zweiten Platz. Zu diesen Wahlbezirken gehören die Insel Chios, Lakonien auf der Peloponnes, Kilkis und Drama in Nordgriechenland sowie Lasithi und Rethymnon auf Kreta.
In diesem Rahmen richtet sich die Kritik von Androulakis sowohl gegen den bisherigen Regierungschef Kyriakos Mitsotakis von der konservativen Nea Dimokratia (ND) als auch gegen den bisherigen Oppositionsführer Alexis Tsipras von SYRIZA. So etwa erklärte der Sozialist, dass man sich vor den „Fake News der ND“ nicht beugen werde. Der bisherigen ND-Regierung warf Androulakis vor, dass zwei Drittel der indirekten Steuerzahlungen die ärmeren Griechen sowie die Mittelschicht betreffen. Dem ND-Chef Mitsotakis rieb der Sozialist dabei auch unter die Nase, „eintausend Familien zu dienen, die den Reichtum des Landes kontrollieren“. Zudem kritisierte er, dass während der Amtszeit von Mitsotakis ein neuer Schuldenberg in Höhe von 50 Milliarden Euro angehäuft worden sei. Vor diesem Hintergrund schloss Androulakis eine Koalition mit der ND kategorisch aus.
An den Pranger wird auch die aktuelle Situation im öffentlichen Gesundheitswesen gestellt. So etwa brachte der PASOK-Chef den Tot einer Frau auf der Insel Kos ins Gespräch, die auf dem Weg ins Krankenhaus auf der Ladefläche eines Kleinlasters verstarb, weil kein Krankenwagen zur Verfügung stand. Auch der Tod einer 19-jährigen Hochschwangeren im Ort Nea Makri östlich von Athen wurde thematisiert; diese musste in dieser Woche mehrere Stunden auf Hilfe warten, weil kein Krankenwagen zu Verfügung stand. Die junge Frau verstarb schließlich mit ihrem ungeborenen Kind. Vor diesem Hintergrund erklärte Androulakis, dass der griechische Rettungsdienst bis zu 1.000 neue Mitarbeiter sowie zahlreiche neue Krankenfahrzeuge vor allem auf den Inseln benötige.
Auch die Oppositionspartei SYRIZA wird scharf vom PASOK-Chef ins Kreuzfeuer der Kritik genommen: „Sie hat ihre Arbeit nicht richtig gemacht“, stellte er fest. In diesem Sinne rief Androulakis die Bevölkerung dazu auf, für seine Partei zu stimmen, damit die ND einen „echten Gegner“ hat.
(Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)