Das Zugunglück von Dienstagnacht kurz vor Tempi in Nordgriechenland hat mindestens 46 Menschen das Leben gekostet; es besteht die Befürchtung, dass die Zahl der Opfer noch höher liegt. Es ist das schlimmste Zugunglück, das sich je in Griechenland ereignete. Sechs Personen werden auf Intensivstationen naheliegender Krankenhäuser behandelt.
Beobachter erklären mehrfach gegenüber der Presse, dass die schlechte Wartung des Schienennetzes in Zusammenhang mit menschlichem Versagen Hauptursache für dieses Zugunglück sein dürfte.
An Bord des verunglückten IC 62 befanden sich etwa 350 Menschen. Nach einem Frontalzusammenstoß mit einem Güterzug, blieb lediglich der letzte Wagen unversehrt. Augenzeugen berichten, dass der Fahrer des Passagierzuges kurz vor dem tragischen Zugunglück noch nicht einmal Zeit gehabt haben dürfte, um überhaupt ein Bremsmanöver einzuleiten. Beide Züge sind über eine Strecke von mehreren Kilometern in entgegengesetzter Richtung auf dem gleichen Gleis verkehrt. Der IC 62 dürfte mit einer Geschwindigkeit von bis zu 160 Km/h unterwegs gewesen sein, der Güterzug mit mehr als 100 Km/h.
Verhaftet wurde unterdessen der Bahnhofsvorsteher von Larissa. Ihm drohen Haftstrafen von zwischen zehn Jahren und lebenslänglich. Eigenen Aussagen zufolge hatte er zuvor einen weiteren Zug umgeleitet und dann vergessen, die Weiche wieder in die Ausgangsposition zu stellen. Dadurch geriet auch der Unglückszug IC 62 auf das Gleis der Gegenrichtung. Theoretisch hätte der Lockführer diese Veränderung über Funk durchgeben müssen, was er offenbar unterließ.
Kritik wird vor allem am schlechten technischen Stand des Schienennetzes und der elektronischen Überwachung laut. 2017 wurde die Griechische Bahn im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise an die italienische Ferrovie dello Stato Italiane für 45 Millionen Euro verpachtet. Gewerkschafter haben immer wieder darauf hingewiesen, dass das Schienennetz nicht ausreichend gewartet werde, es bestehe vor allem auch akuter Mangel an Ersatzteilen. Am Donnerstag (2.3.) führen die Angestellten der Griechischen Bahn sowie der Athener U-Bahn eine 24-stündige Arbeitsniederlegung durch, um auf die Probleme aufmerksam zu machen. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)