In Griechenland stehen in den kommenden Monaten Parlamentswahlen an. Dem Vernehmen nach könnten diese noch im April durchgeführt werden, ein konkreter Termin wurde nicht genannt. Vor diesem Hintergrund sondieren die Meinungsforscher das zu erwartende Wählerverhalten.
Die konservative Regierungspartei Nea Dimokratia (ND) liegt demnach in allen Erhebungen weiterhin vorn; das Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA) holt jedoch auf. Grund dafür scheint vor allem die Teuerungswelle zu sein.
Unterdessen versuchen sowohl die ND als auch SYRIZA, möglichst große Teile der Mittelschicht für sich zu gewinnen. Dieses Rennen dürfte Beobachtern zufolge das Endergebnis maßgeblich beeinflussen.
Negative Erwartungen
Dem Meinungsforschungsinstitut Alco zufolge ist fast jeder Zweite (47 %) der Befragten der Ansicht, dass das laufende Jahr entweder besser oder zumindest gleich gut wie 2022 sein werde; 43 % gehen davon aus, dass es schlechter sein wird oder sich „gleich schlecht“ wie das Jahr 2022 entwickeln dürfte.
Zudem sind 38 % der Meinung, dass die internationale Krise Schuld an der akuten Teuerung in Griechenland trage; jeder Vierte (25 %) gibt der amtierenden ND-Regierung die Verantwortung und 32 % beiden: den internationalen Entwicklungen als auch der Regierung.
Befragt wurden die Umfrageteilnehmer auch über ihre Meinung zur Arbeit der Regierung. 31 % haben darauf geantwortet, dass die Regierung eine schlechtere Arbeit als erwartet geleistet habe; 25 % empfinden, dass die Regierung „wie erwartet schlecht“ gearbeitet habe. 21 % der Befragten vertreten hingegen die Meinung, dass die Regierung „wie erwartet gut“ gearbeitet habe und 12 % beschreiben die Regierungsarbeit als „besser als erwartet“.
Gleichzeitig empfinden 41 % der Befragten, dass die Situation schlechter wäre, wenn Oppositionschef Alexis Tsipras (SYRIZA) die Regierungsgeschäfte ausüben würde.
Gespalten ist die Bevölkerung in der Frage, ob es zu einer Einparteienregierung kommen sollte, oder ob eine Koalition besser für das Land sei. Die meisten Befragten (46 %) sprechen sich für eine Koalitionsregierung aus, während 41 % für eine Einparteienregierung plädieren.
Durchgeführt wurde die Umfrage zwischen dem 9. und dem 13. Januar. Befragt wurden landesweit 1.002 Personen im Auftrag des privaten Fernsehsenders Alpha.
Deutlicher Vorsprung
Einer weiteren Erhebung wurde vom Meinungsforschungsinstitut Opinion Poll für das Nachrichtenportal TheToc durchgeführt. Demnach erklären 32,6 % der Befragten, der ND beim bevorstehenden Urnengang ihre Stimme geben zu wollen. Es folgen SYRIZA (24,8 %), KinAl-PASOK (10 %), die kommunistische KKE (4,5 %) und die Griechische Lösung (4 %). MeRA25 würde mit 2,7 % den Einzug ins Parlament verfehlen. Unentschlossen sind derzeit allerdings noch 10,8 % der Befragten; sie könnten durchaus das Zünglein an der Waage sein.
In dieser Umfrage erklärt etwa jeder Dritte (37,7 %), dass er angesichts des Kurses des Landes „optimistisch“ sei; 27,5 % der Befragten sind hingegen „nur ein wenig optimistisch“ und 33,4 % teilt dieses Gefühl „überhaupt nicht“.
Für die Mehrheit der Umfrageteilnehmer (64,5 %) ist die gravierende Teuerung das größte Problem. Es folgen nationale Fragen (30,4 %) – etwa die Beziehungen zum Nachbarland Türkei – und die Energiekrise (16,5 %).
Der von der Regierung eingeführte „Einkaufskorb der Hausfrau“ – durch den man sich Preisreduzierungen bei Gütern des täglichen Bedarfs erhoffte – konnte hingegen nur 38,2 % positive Stimmen für sich gewinnen. Negativ gestimmt sind bei diesem Thema 56,5 % der Umfrageteilnehmer.
Nichts desto trotz bleibt Premier Mitsotakis mit 48,2 % beliebtester Parteichef. Es folgen fast gleichauf PASOK-KinAl-Chef Nikos Androulakis (30,7 %), der SYRIZA-Vorsitzende Tsipras (30,3 %) und der Generalsekretär der KKE Dimitris Koutsoumpas (29,3 %). (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)