Die griechisch-türkischen Beziehungen verdüstern sich weiter. Das griechische Verteidigungsministerium sah sich am Mittwochabend (28.9.) zu einem Appell an die Adresse Ankaras veranlasst, nicht das internationale Recht zu brechen und keine Kriegsdrohungen („Casus Belli“) gegen Griechenland auszusprechen.
Athen fügte hinzu, dass Griechenland „seine legalen Interessen und Ansprüche, wenn nötig, verteidigen werde“. Anlass für diese Feststellungen war eine vierstündige Sitzung des Verteidigungsrates der Türkei, wo u. a. auch die Beziehungen zu Griechenland erörtert wurden.
US-Waffenlieferungen
Unter Leitung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan waren sich die Beteiligten offenbar darin einig, dass Griechenland seine Inseln im Osten der Ägäis entmilitarisieren müsse. Dabei ging es u. a. auch um dicht besiedelte Inseln wie Samos und Lesbos. In einem Statement hieß es aus Ankara, dass man mit „allen Mitteln“ die Interessen der Türkei gegenüber Griechenland verteidigen werde. Ankara wirft Athen nicht zuletzt vor, in letzter Zeit zu eng mit den USA in Militärfragen zu kooperieren. So will man dort US-Waffenlieferungen auf Ägäis-Inseln beobachtet haben. Außerdem verwies man darauf, dass Washington Truppen in der nordgriechischen Stadt Alexandroupolis sowie bei Chania auf Kreta stationiert hat. Bereits am Montag hatte das türkische Außenministerium die in Ankara akkreditierten Botschafter Griechenlands und der USA einbestellt, um entsprechende Beschwerden vorzutragen.
Internationale Solidarität
Nach der Ankündigung vom Mittwochabend hat Athen seine Partner in Washington, Berlin und Paris kontaktiert, um über die Lage zu informieren. Das US-State Departement sprach seine Solidarität gegenüber Hellas aus: „Die Souveränität Griechenlands in der Ägäis ist nicht verhandelbar“, hieß es. Beide Seiten wurden dazu aufgerufen, ihre Differenzen auf diplomatischem Wege zu lösen.
Der französische Präsident Emmanuel Macron erklärte seinerseits die Unterstützung der südlichen EU-Staaten gegenüber Athen. Das Thema werde noch in dieser Woche bei einem gemeinsamen Treffen der jeweiligen Staats- und Regierungschefs erörtert.
Unterdessen wollen Beobachter vor diesem Hintergrund einen kleineren oder größeren militärischen Konflikt in der Ägäis nicht ausschließen. Einige vertreten die Auffassung, dass Erdogan mit seinen Drohungen lediglich die Lieferung neuer Kampfjets des Typs F-16 aus den USA erzwingen möchte. Gleichzeitig wird jedoch darauf hingewiesen, dass im kommenden Frühling in beiden Länder an den Ägäis-Ufern Wahlen stattfinden werden.
Der griechische Regierungssprecher Jannis Ikonomou stellte fest, dass Athen den Dialog mit Ankara suche. „Wir haben jedoch weder Angst, noch verfallen wir in Panik“, fügte er hinzu. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)