„Wir sind nicht der Feind.“ Diesen Satz adressierte Premierminister Kyriakos Mitsotakis am Freitag (23.9.) während seiner Hauptrede vor der UN-Vollversammlung in New York an die Türkei. Er fügte hinzu, dass „Griechenland der Türkei nicht droht“. Schließlich seien beide Länder Nachbarn. Daher lege Athen „großen Wert auf gutnachbarliche Beziehungen“.
Er fuhr fort, dass die Mehrheit der Bewohner Griechenlands und der Türkei weder eine politische Konfrontation noch Feindseligkeiten wünsche. Es sei das Anliegen seines Landes, „mit Kooperation, Freundschaft, gegenseitigem Respekt und auf Basis des internationalen Rechtes“ zu agieren. Griechenland bestehe jedoch entschieden auf der Wahrung seiner souveränen Rechte.
Premier Mitsotakis in New York
In seiner Rede stellte Mitsotakis auch eine Verbindung zwischen der russischen Invasion in der Ukraine zur türkischen Invasion auf Zypern im Jahr 1974 her. Seither ist der Inselstaat in einen türkischsprachigen Nordteil und den griechischsprachigen Süden geteilt. Mitsotakis sprach angesichts dieser Tatsache von einer „illegalen Besetzung“. Seinen Worten zufolge spiele Ankara eine destabilisierende Rolle im östlichen Mittelmeer.
Was die Situation der Asylsuchenden betrifft, die von der türkischen Küste aus über Griechenland weiter in die EU gelangen wollen, so erklärte der Regierungschef aus Athen, dass „Griechenland Menschenleben rettet und weiterhin seine Grenzen schützt“. Vielmehr sei es Ankara, das „Immigranten instrumentalisiert“, schätzte er ein. Sollte sich die Türkei weiterhin so verhalten, würde sich das Land sowohl von der EU als auch von den USA entfernen, so Mitsotakis.
In seiner Rede vor dem internationalen Publikum der UNO brachte Mitsotakis zudem die Rückkehr des Parthenon-Frieses aus dem British Museum in London in die Heimat nach Griechenland zur Sprache. Außerdem referierte er über die „katastrophalen Folgen“ des Klimawandels für Monumente, die unter Denkmalschutz stünden.
Alles in allem bewertete der überwiegende Teil der griechischen Presse die Rede von Mitsotakis in New York als eine „ausgestreckte Hand der Freundschaft“ gegenüber Ankara. Vor allem aber habe der Regierungschef auf alle bisherigen türkischen Vorwürfe und Drohungen eine klare Antwort gegeben.
Anders interpretiert man das bei der größten griechischen Oppositionspartei, dem Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA). Deren Sprecher Dimitris Tzanakopoulos stellte fest, dass Mitsotakis „ständig Sackgassen bildet, die dem internationalen Ansehen des Landes schaden“.
Der Pressesprecher des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, Ibrahim Kalin, schloss unterdessen ein eventuelles Treffen zwischen Erdogan und Mitsotakis zwischen dem 6. und 7. Oktober in Prag nicht aus. Dann findet dort eine Tagung der EU-Staats- und Regierungsoberhäupter statt, zu der u. a. auch der türkische Präsident sowie die Regierungschefs von weiteren sechs Drittländern eingeladen worden sind. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)