Zu heftigen Reaktionen des griechischen Starjournalisten und Herausgebers Nikos Chatzinikolaou kam es am Dienstag während eines Radiointerviews für dessen Sender Real FM mit dem Vorsitzenden der Parlamentspartei MeRA25, Janis Varoufakis.
Letzterer hatte den Medienmacher und -besitzer mit den Worten kritisiert: „Wenn Sie sich dazu entscheiden, als Pressebüro der Nea Dimokratia zu sprechen, erhalten Sie die entsprechende Antwort.“ Vorangegangen war eine Frage des Journalisten, ob Varoufakis denn angesichts der USA-Reise von Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis nicht wenigstens „ein gutes Wort“ finden könne. Der ansonsten eher für Gelassenheit bekannte Chatzinikolaou verlor bei der Varoufakis-Antwort offenbar die Fassung und soll einem Bericht des Nachrichtenportals ieidiseis.gr zufolge sogar mit der Hand oder der Faust auf den Tisch geschlagen haben: „Wenn sie ein seriöser Parteichef wären, würden Sie keinen Journalisten angreifen, der sie mit einer Frage verstimmt hat“, konterte der erfahrene Journalist.
Varoufakis vertrat in dem Interview u. a. die Auffassung, dass beim Besuch des Regierungschefs in Washington zwar ein „angenehmes Klima“ geherrscht habe, dass dieser aber „keinerlei greifbaren Nutzen“ mit nach Griechenland bringe.
In einer Presseerklärung von MeRA25 heißt es, dass der Journalist sehr laut geworden sei und dadurch die Stimme seines Interviewpartners unterdrückt habe. Außerdem habe er gedroht, das Interview abzubrechen. Er habe sich dieser Darstellung zufolge darum bemüht, das, was Varoufakis vermitteln wollte, nicht durchdringen zu lassen. Varoufakis sei hingegen besonnen geblieben und habe deutlich gemacht, dass die griechische Diplomatie mit keinerlei Ergebnis nach Athen zurückgekehrt sei. Außer dass Griechenland zu allem „Ja“ sage, habe man keinerlei Strategie.
Chatzinikolau ist u. a. Gründer des Radiosenders Real FM sowie der Sonntagszeitung Real News. Er moderierte Sendungen im Radio, schrieb für Printmedien und machte sich vor allem als Fernsehjournalist bei zahlreichen TV-Sendern einen Namen. Varoufakis hingegen war im turbulenten Jahr 2015 unter der SYRIZA-Regierung von Alexis Tsipras von Ende Januar bis Anfang Juli Finanzminister, wobei er u. a. auch zuständig für die Verhandlungen mit den Partnern der Eurozone war.
(Griechenland Zeitung / jh)