Am siebten Delphi Wirtschaftsforum nahmen unter zahlreichen Gästen aus dem In- und Ausland Premierminister Mitsotakis sowie der Vizepräsident der EU-Kommission Schinas teil. Diskutiert wurden vor allem die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine, wirtschaftliche Entwicklungen und die Lage von Geflüchteten.
Die Wachstumsperspektiven Griechenlands, Europas sowie der Region im östlichen Mittelmeer sowie Südosteuropas standen im Mittelpunkt des siebten Delphi Wirtschaftsforums, das vom 6. bis 9. April in der mittelgriechischen Kleinstadt Delphi stattfand, die vor allem durch ihre archäologische Stätte Weltruhm genießt. Daran beteiligten sich Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft sowie von Think Tanks.
Argumente gegen Erdgasembargo
Vertreten war auch Premierminister Kyriakos Mitsotakis. Während einer Diskussionsrunde mit dem Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) Mathias Cormann setzte er sich für gesamteuropäische Aktivitäten gegen das Problem der steigenden Energiepreise aufgrund des Krieges in der Ukraine ein. Sollte man hierbei keine Einigung erzielen, drohe eine weitere Stärkung des Populismus. Mitsotakis verwies im gleichen Atemzug darauf, dass aus dem EU-Wiederaufbaufonds noch 230 Milliarden Euro zur Verfügung stünden, die von den Mitgliedstaaten bisher noch nicht abgerufen worden seien. Dieses Geld könne etwa für die Überwindung der hohen Strompreise aber auch für die Bewältigung der Flüchtlingsproblematik eingesetzt werden.
Zudem hob der Premier die Pläne seiner Regierung für die Förderung erneuerbarer Energiequellen hervor; das Land könne bis zu 70 % seines Stromverbrauches durch Wind- und Solarenergie generieren. Er setzte sich entschlossen gegen ein Embargo von russischem Erdgas ein. Seiner Ansicht nach würden die einzelnen EU-Mitglieder dadurch stärker geschwächt als Russland.
Wirtschaftswachstum erwartet
Weiterhin vertrat der konservative Ministerpräsident die Einschätzung, dass Hellas in diesem Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von bis zu 5 % rechnen könne. „Wir können auf unseren eigenen Beinen stehen“, stellte Mitsotakis nicht ohne Stolz fest.
Cormann lobte seinerseits die griechische Wirtschaft, „die sich in die richtige Richtung bewegt“. Vor allem auch der Umgang mit der Corona-Pandemie sei erfolgreich. Der OECD-Generalsekretär begrüßte, dass Athen die letzten Raten an den Internationalen Währungsfonds zwei Jahre eher als geplant beglichen hat.
Margaritis Schinas
Plan einer europäischen Armee
Anwesend in Delphi war auch der aus der konservativen griechischen Regierungspartei Nea Dimokratia stammende Vizepräsident der EU-Kommission Margaritis Schinas, der gleichzeitig als Kommissar für die Förderung des europäischen Lebensstils, für Migration, Gleichheit und Diversität zuständig ist. Er stellte fest, dass die Gründung einer europäischen Armee in nicht allzu ferner Zukunft liege. Auch er sprach sich gegen Sanktionen gegen Russland beim Thema Erdgas aus. Dies könnte seiner Einschätzung nach zu einer Spaltung der Geschlossenheit in der EU führen. Ferner vertrat er die Ansicht, dass der Krieg in der Ukraine in Europa nicht zu einem Lebensmittelproblem führen werde. Ein solches Problem stelle sich eher für Länder Nordafrikas und des Nahen Ostens.
Was die Flüchtlingskrise angeht, so müsse diese strategisch und systematisch bekämpft werden. Für die Flüchtlinge aus der Ukraine bestehe kein dringendes Unterbringungsproblem, da viele von ihnen bei Verwandten in anderen EU-Ländern einquartiert würden. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)